Industrialisierung 4.0 – Rückkehr zur Heimarbeit?

Machen wir uns nicht etwas vor, wenn wir die Industrialisierung 4.0 auf den Sockel der Innovation heben?

Blicken wir einmal ein paar Jahrzehnte zurück.

Im Schwarzwald wurden in den Stuben von Bauern im Winter Kuckucksuhren gefertigt, handwerklich nicht auf dem Stand einer industriell gefertigten Uhr, aber individuell. Ähnlich wurden andere Dinge produziert. Es wurde geschnitzt, gestrickt, gewebt, gefärbt, gegerbt, gedrechselt u.s.w.

Dann kam die Industrialisierung 1.0 mit großen Maschinen, die ähnliche Produkte herstellten, jedoch präziser, gleichmäßiger, standardisiert und in rauen Mengen. Die Menschen wurden glücklich als Kunde wegen sinkender Preise und unglücklich, weil sie im Hamsterrad der Produktion mitlaufen mussten, ohne individuelle Pausen, mit immer gleichen Handgriffen, oft ohne den Blick aufs fertige Produkt.

Mit der Zeit begann man sich zu emanzipieren, zu individualisieren, dem Zweireiher-Anzug folgte das Sacko, dem Sacko die Jeansjacke. Und man begann Techniken zu entwickeln, die dem Wunsch nach Individualisierung standhalten und jedem sein ganz persönliches Produkt kreieren soll. Wir sind im Hier und Jetzt.

Warum ich das erwähne? Im Grunde haben sich doch nur die Werkzeuge haben sich geändert, die große Industrie 1.0 und 2.0 wird als veraltet dargestellt, große Fabriken verteufelt und die persönliche Freiheit des individuellen Produkts und der eigenen Zeitaufteilung ein neues Siegel aufgedrückt. Industrialisierung 4.0

Fabriken werden miniaturisiert, bereit, als 3D-Drucker im eigenen Heim installiert zu werden und das individualisierte Produkt herzustellen. Eigentlich ein genialer Schachzug, man bezahlt nicht nur das Endprodukt sondern die Fertigungsanlagen und Materialien gleich mit und nennt das Ganze dann auch noch Freiheit, was dem Kunden ein extra gutes Gefühl gibt.

Große Produkte brauchen natürlich trotzdem große Fabriken, Komponenten unterliegen aber der gleichen Methodik, wie individualisierten Produkten.

Im Prinzip erscheint es mir, als wäre es nur noch die Art und Komplexität der Produkte, die uns davon abhält wieder zu schnitzen, stricken, weben, färben, gerben und zu drechseln.

Neu ist auch die Komplexität der Werkzeuge, der Vernetzung von Konsument und Produzent. Diese Komplexität macht es schwer, den Waren-, Material- und Finanzströmen zu folgen. Diese Komplexität erleichtert das Verschleiern von Fehlern und Missbrauch. Diese Komplexität frisst neben der Produktivität auch die Emotionen1, Zeit, Gesundheit und letztendlich unsere Glück und unsere Zufriedenheit.

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