Warum fotografiere ich?

Ich habe ein bisschen hin- und herüberlegt, ob ich dieses Thema in meinem Blog Gudera Pictures unterbringe, oder aber hier.

Nachdem es aber eher eine biertischphilosophische Betrachtung wird, habe ich mich dafür entschieden, es von der Fotografie selbst etwas loszulösen. Gegebenenfalls kann ich ja auch später noch nachverlinken.

Wann nehme ich überhaupt eine Kamera in die Hand?

Eigentlich versuche ich so gut wie immer ein solches Gerät in der Nähe zu haben, mit dem Smartphone ist es ja auch sehr einfach und bequem. Aber da fängt es schon an, sich unterschiedlich anzufühlen. Schnell mit dem Smartphone geknipst ist eben nicht fotografiert. Was macht nun aber den Unterschied aus, mit welcher Kamera ich ein Bild aufnehme?

Das Smartphone ist natürlich toll, weil man es immer dabei hat – aber genau hier liegt auch schon ein Problem. Das „Immer-dabei-haben“ nimmt dem Foto schon einmal die Bedeutung des Besonderen. In den meisten Fällen ist das Handy-Foto weit weg vom Nimbus der „Photographie“, dem handwerklich-künstlerischen Produkt, wie es in Museen hängt oder auch im Fotoalbum der Großeltern. Aus der Normalität des Handy-Fotos wird Banalität, gerade natürlich auch, wenn man die Bilder in den Messengern betrachtet. Aufnahmen vom Essen, vom Schmollmund, von Produkten, die man möglicherweise kaufen möchte, ‚zig Haustiere in (letztlich) immer den selben Posen u.s.w.

Da kommen wir auch schon zum zweiten Problem, die schiere Anzahl der Bilder. Hand aufs Herz – wer schaut sie sich an? Es scheint mir, als ob man lediglich auf das Dopamin im Belohnungszentrum hofft, wenn man immer wieder auf den (virtuellen) Auslöser drückt?

Zugegeben, mit der großen, digitalen Spiegelreflex ist ebenfalls die Zahl der Fotos nicht unerheblich. So können an guten Tagen bei mir schnell mal 500 und mehr Bilder zusammen kommen, bei Auftragsarbeiten natürlich mehr. Wobei ich hier aber einen großen Unterschied sehe, ich verwende die Fotos, prüfe sie, wähle aus, bearbeite sie, zeige sie her. So sammele und fixiere ich Erinnerungen, ähnlich wie die Fotos im Album der Altvorderen.

Ergebnis meiner Bilder mit dedizierten Kameras die ich herzeige, sind potentiell interessante Erinnerungsstücke, meist mit recht guter, handwerklicher Qualität, teilweise mit etwas (hoffentlich) künstlerischem Anspruch. So stelle ich mir beim Bearbeiten immer wieder die Frage, würde ich das Foto an eine Wand hängen? Bei positiver Antwort mache ich weiter, sonst meistens nicht.

Warum fixiere ich Erinnerungen? Weil ich es kann! Das glaube ich jedenfalls und positives Feedback bestätigt mich in dem Glauben. Vielleicht ist es aber auch der Wunsch, etwas zu hinterlassen, etwas aus eigener Hand, eine Hand die für andere, künstlerische Fächer weitestgehend untalentiert ist, was man recht eindrucksvoll an den Scribbles in diesem Blog sehen kann.

Nehmen wir also mal an, ich hinterlasse etwas. Festplatten, Accounts, Daten. Geht es meinen Nachkommen da nicht wie mir selber? Kofferweise Bilder zu bekommen, die kaum noch zuzuordnen sind? Gut, die Anzahl der doppelten Abzüge bleibt ihnen erspart, auch die eher schlechten Schnappschüsse. Aber wie lange sind die digitalen Bilder haltbar? Wie steht es um die fehlende Alterung, die historische Aufnahmen einen wesentlichen Teil des Charmes verleihen?

Und genau darum bin ich auf dem Weg zurück, zurück zum analogen Bild, fein säuberlich das Negativ in Hüllen verstaut, vielleicht sogar beschriftet, für die nächsten 50-100 Jahre sicher nutzbar. Der analoge Film bremst mich ein, reduziert die Anzahl der Aufnahmen drastisch. Ein Film hält erstaunlich lange und sorgt so für Überraschungen beim entwickelten Negativ.

Auch, wenn das Negativ gescannt und so mit der Welt „großräumig“ geteilt wird, ein Klickheischen und Sammeln von Likes wird es kaum geben, ist doch der Zeitraum vom Auslösen der Kamera bis zum fertigen Bild deutlich länger, als das fix geteilte Bild des Smartphones. Dafür bekomme ich aber das Erstaunen der Erinnerung als Geschenk, den verwunderten Blick in den Augen des Betrachters, vielleicht sogar irgendwann einmal in einer Ausstellung.

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