Drei Siebe des Sokrates

Die Anekdote ist schnell erzählt.

Zu Sokrates kam jemand, der ihm sagte, er müsse ihm etwas erzählen. Der Weise unterbrach ihn und fragte ihn, ob er die Information bereits durch die drei Siebe gesiebt hätte. Jener verneinte und fragte, was es mit den Sieben auf sich hätte.

Sokrates erklärte ihm, dass es sich bei Sieb Nummer 1 um die Wahrheit handelt. Man solle also erst mal prüfen, ob die Information überhaupt der Wahrheit entspricht.

Sieb Nummer 2 ist die Güte. Ist die Information positiv?

Sieb Nummer 3 ist die Notwendigkeit. Muss die Information wirklich verteilt werden?

Nach diesen drei Sieben stellt der Sprecher fest, dass die Information nur Hörensagen war, einen negativen Kontext hatte und eigentlich auch nicht wirklich relevant war. Sokrates empfahl also, dass man sich mit solchen Informationen weder selbst belasten noch andere damit belästigen soll.

Wahrheit

Schauen wir auf die Informationen, die täglich auf uns einprasseln, ist doch viel Unwahres dabei, zumindest aber Solches, was nur schwer oder gar nicht geprüft werden kann.

Warum belasten wir uns also damit? Die Frage ist doch berechtigt.

Wir können sicher nicht die Informationsflut, die auf uns einströmt, verändern. Wir können aber die Informationen, die von uns ausgehen, auf das Kriterium der Wahrheit oder zumindest Prüfbarkeit hin analysieren und bei Unklarheiten lieber für uns behalten.

Güte

Breaking News sind in der Regel alles andere als positiv. Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten.

Wäre es möglich, dass wir zumindest in unserer Informationsverbreitung schauen, dass wir die positiven Aspekte hervorheben?

Sicher, in vielen Fällen wäre eine positive Berichterstattung janusköpfig: „Beim Angriff auf xy kamen glücklicherweise nur soundsoviel Menschen ums Leben.“ oder „Die abgestürzte Maschine der xyz Airline ist glücklicherweise gut versichert.“ 

Wie wäre es aber mal mit einer Meldung wie: „Die durchschnittlichen Schulnoten in xy sind im Vergleich zum Vorjahr um x Prozent gestiegen.“ oder „Von der afrikanischen Hochschule xy wurden vermehrt Patente eingereicht.“

Dergleichen hört man eher selten. Zu selten.

Notwendigkeit

Der sprichwörtliche Sack Reis in China wird uns doch viel zu oft in unser Gehirn hineingepumpt. Sollte man nicht prüfen, inwieweit die Information etwas mit der Lebenswirklichkeit des Informationsempfängers zu tun hat?

Wenn die gesiebten Informationen schon bis hierher gekommen sind, sollte man sich die Frage nach der Notwendigkeit tatsächlich stellen. Bringt es den Informationsempfänger weiter oder belastet es ihn nur unnötig.

Konklusion

Würde man die drei Siebe wirklich ernst nehmen, bliebe einem viel Zeit, konstruktiv und kreativ wirksam zu werden, sowohl als Sender von Informationen, als auch als Empfänger.

Das ist für mich auch einer der Gründe, die Social Media wie Facebook, Instagram, Twitter & Co. deutlich seltener zu konsultieren, als ich es bisher gemacht habe.

Die drei Siebe wären meines Erachtens auch eine gute Grundlage für Journalisten und könnten Begriffen wie „Lügenpresse“ oder „Gleichschaltung in der Medienlandschaft“ entgegenwirken, eine Rückkehr zum Qualitätsjournalismus eben.

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