Gier im (neuen) Fokus

Uns ging es noch nie so gut, wie heute. So wird es uns jedenfalls von der Politik und der Wirtschaft immer wieder vorgehalten.

Und doch haben wir das Gefühl, dass etwas schief läuft, zeigen verschiedenste Meldungen in den Medien. Da wäre z.B. ein Manager aus der Automobilindustrie, der verhaftet wurde – Motiv Gier. Ein Fußballpräsident, der über mehr als großzügige Präsente stolpert oder VW-Manager mit exorbitant hohen Gehalt.

Natürlich sind alle anderen Menschen nur neidisch und bringen daher diese Themen immer wieder aufs Tapet. Ist das Motiv aber wirklich eine Neid-Debatte oder gibt es vielleicht auch noch einen anderen Aspekt?

Ich möchte behaupten, die meisten Menschen neiden ein der Verantwortung oder dem Arbeitsumfangs entsprechendes Einkommen nicht. Nicht jeder ist schließlich zum Manager geboren, stellt sich gern vor Kameras oder präferiert eine einseitige Work-Life-Balance.

Schwierig wird es aber aktuell, wenn die Höhe der Einkommen eben über ein vernünftiges Maß hinausgehen.

Manager begründen ihr Einkommen oft mit der Verantwortung für Arbeitsplätze und Umsätze. Aber stimmt das eigentlich? Tragen sie wirklich die Verantwortung bzw. nehmen sie wirklich die Verantwortung wahr?

Manager wechseln die Positionen oft genau dann, wenn es wirklich brenzlig wird und fallen dem Peter-Prinzip sei Dank natürlich „nach oben“. Die Scherben wegräumen dürfen die Nachfolger, die dann mit einem externen Beraterstab auf Einsparungskurs gehen und natürlich – phantasielos – als erstes auf die Personalkosten schielen. Dabei sind es gerade die Consultants, die mit wenig Sachkenntnis auf schnelle Ergebnisse getrimmt, nur Kosten verursachen, aber nicht sachdienlich einsparen.

Ich denke, im Moment verwechseln Manager den Neid der Menschen mit ihrer Gier, wobei jegliche Sättigung abhanden gekommen ist. Ganz ehrlich, was macht man mit 17 Millionen Jahresgehalt, was pro Tag (!) knapp 47.000 Euro in die Kassen spült? Nur im Vergleich – wieviele Menschen müssen im Jahr mit weniger Einkommen auskommen! Wieviele Villen will/kann man besitzen und auch nutzen? Von Autos1, Uhren2 etc. will ich gar nicht erst reden, die gehen bei derart obszönen Gehältern doch im Grundrauschen unter!

Ob ihnen diese Dimensionen überhaupt noch bewusst sind? Oder geht es nur noch um den Vergleich mit anderen Topmanagern?

Wenn wir gerade aber auf die großen Manager schauen, ist das nur ein kleiner Teil der Einkommensmillionäre. Der Eigentümer von Mietshäusern erlangt schnell ebenfalls entsprechend hohe Einkommen, 60 kleine bis mittlere Wohnungen würden in München und Umland hierfür schon ausreichen! Das Heer der Erben ist groß!

Was gerade die Politik im Moment aller Professionalität zum Trotz nicht verstehen, ist der Umstand, dass zum Konsum auch Geldmittel gehören, genau die Mittel, die sich derzeit bei Wenigen ansammeln. Dafür braucht man kein Kommunist oder Sozialist zu sein, die Formeln in der BWL sind hier einfach und benötigen sogar nur Grundrechenarten!

Es ist aber nicht nur die Gier, die derzeit Angst verbreitet. Ein kleines Mädchen versetzt die etablierten Eliten in Schrecken. Dabei hat sie es bisher noch gar nicht so formuliert, dass das Klima derzeit der Gier geopfert wird. Dieses Opfer wird sich aber irgendwann rächen. Industrieanlagen unter Wasser, Produktionsausfälle, Wegbrechen der Kundschaft wären da nur ein kleiner Vorgeschmack auf Kommendes, von Tumulten oder möglicherweise sogar Bürgerkrieg gar nicht zu reden (und auch nicht zu wünschen).

Und so ist es jetzt vielleicht ein kleines Mädchen, die „ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses“ (1. Petrus 2.8) geworden ist und sich mutig einem Heer an Pharisäern3 entgegenstellt.

Irgendwie kommt mir der Zeitpunkt der Mahnung seltsam bekannt vor, erinnert mich doch die aktuelle Situation an die Darstellung aus Geschichtsbüchern von gelebtem Übermaß und der pervertierten Dekadenz einer Gesellschaft kurz vor der Weltwirtschaftskrise.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.