Eigentlich ist es doch eine tolle Zeit und Welt, die es einem leicht macht, mit quasi fast jedem Weltbürger zu kommunizieren. Und trotzdem schleicht sich immer öfter so ein flaues Gefühl in der Magengrube ein, dass mir sagen will, irgendetwas läuft falsch.
Ansich ist es doch prima, von Menschen zu lesen, ohne hinterherfragen zu müssen. Die Leute geben so viel von sich preis, dass man das Gefühl hat, sie in- und auswendig zu kennen.
Dem ist aber mitnichten so, kaum einer verrät etwas von den Schatten, die sich über das Leben legen, was ansich ja auch irgendwie dazu gehört.
Hört man von Mitmenschen eine Zeitlang nichts, wird der ominöse Filter der Social Media Kanäle verantwortlich gemacht, Probleme oder Depressionen bleiben unerkannt.
Die Möglichkeit der passiven, unidirektionalen Kommunikation führt dazu, auch nicht mehr nachzufragen, wie man es früher analog per Telefon getan hat.
Die unterschiedlichen Plattformen dienen immer weniger der Aufrechterhaltung von sozialen Bindungen über Entfernungen und Zeitgrenzen hinweg, sondern belohnen die Jagd nach „Followern“, dem Stilisieren von neuen „Heiligen“ auf Podesten wie dem Influenzertum.
Wenn ich mir überlege, dass Millionen von Nutzern Einfluss auf Mitmenschen ausüben wollen, grenzt das schon an Hybris und allgemeine Belästigung.
Völker an Experten, Fußball-Trainern und Superstars machen uns klein, neidisch und depressiv.
Ich möchte kein Influenzer sein, nur jemand, der ein paar Gedanken einwirft und vielleicht auch 95 Thesen an die virtuelle Kirchentür schlägt, ohne gleich ein Luther zu sein.