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Der Blick von Außen: Impulse für Innovation und Zusammenarbeit

Als Ingenieur und Berater habe ich mich oft gefragt, warum man eigentlich immer wieder mit denselben Denkansätzen auf neue Herausforderungen trifft – eine Art Déjà-vu der Ineffizienz. In diesem Artikel beschreibe ich, wie der „Blick von Außen“ dabei helfen kann, eingefahrene Strukturen zu hinterfragen und frischen Wind in alte Prozesse zu bringen.

Warum der Blick von Außen so wichtig ist

Innerhalb eines Fachgebiets ist der Tunnelblick oft treuer Begleiter. Experten sind so tief in ihren Themen vergraben, dass sie die innovativen Lösungen, die praktisch „neben der Schaufel liegen“, übersehen. Die Komfortzone wird dabei zur mentalen Festung – leider ohne Zugbrücke.

Der Blick von Außen hat hingegen den Vorteil, unvoreingenommen zu sein. Keine Betriebsblindheit, keine alten Fehden, keine „Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht“-Mentalität. Stattdessen gibt es Raum für die Frage: „Warum genau machen wir das eigentlich so?“ Eine einfache, aber oft übersehene Strategie.

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.Albert Einstein

Ein Beispiel? Unternehmen, die sich zu sehr auf ihre bisherigen Erfolgsmodelle verlassen, übersehen oft disruptive Innovationen. Sie halten an einem bewährten Rezept fest, während draußen längst Fusion Cuisine angesagt ist. Ein Außenstehender erkennt diese neuen Geschmacksrichtungen – und zwar ohne den Stress, gleich Chefkoch sein zu müssen.

Der Wert der Außenperspektive in der Praxis

Ein einfacher Perspektivwechsel kann oft mehr bewirken als die teuerste Beraterpräsentation. Stellen wir uns ein Team vor, das jahrelang an der Verbesserung eines Produkts tüftelt. Die kennen jedes Detail – jede Schraube, jede Fehlermeldung. Und genau hier liegt das Problem: Wer zu lange auf die Bäume starrt, sieht den Wald nicht mehr. Ein Außenstehender hingegen blickt auf das Gesamtbild und fragt: „Warum pflanzt ihr hier eigentlich keine Palmen?“

Ein Beispiel aus meiner Praxis: In einem Automobilprojekt wurde seit Jahren darüber gestritten, wie man die Produktionskosten senken könnte. Als externer Berater habe ich die Diskussion mit einer einfachen Frage umgelenkt: „Warum optimieren wir nicht die gesamte Produktionszeit?“ Das Ergebnis? Eine Technologie aus der Luftfahrtbranche schaffte es, den Produktionsprozess massiv zu beschleunigen – eine Lösung, die den Insidern schlicht nie in den Sinn kam.

Neue Zusammenhänge erkennen

Eine der größten Stärken des Außenblicks ist die Fähigkeit, Verbindungen herzustellen, die Fachleuten verborgen bleiben. Experten neigen dazu, Probleme isoliert zu betrachten – ein Außenstehender sieht hingegen Zusammenhänge, die vorher keiner auf dem Radar hatte. Es ist wie beim Puzzle: Manchmal hilft es, ein Teil aus einer völlig anderen Schachtel zu nehmen.

Ein klassisches Beispiel: Disziplinen wie die Biomechanik entstanden, weil jemand den Mut hatte, Biologie und Ingenieurwissenschaften zu kombinieren. Ohne diesen Brückenschlag wären viele Innovationen schlichtweg nicht denkbar gewesen.

Herausforderung: Akzeptanz des Außenblicks

Doch so wertvoll die Außenperspektive auch ist, sie wird nicht immer mit offenen Armen empfangen. Experten verteidigen ihre eingefahrenen Denkweisen oft so leidenschaftlich, als ginge es um die letzte Scheibe Pizza. Umso wichtiger ist es, den Außenblick als Ergänzung statt als Kritik zu präsentieren.

Ich weiß, dass ich nichts weiß.Sokrates

Diese Haltung ist der Schlüssel: Offenheit und Neugier, kombiniert mit einem konstruktiven Dialog zwischen Insidern und Außenseitern, schaffen die Grundlage für echten Fortschritt.

Querbezüge schaffen: Lernen aus anderen Branchen

Quer Diagnoal zu denken ist keine Frage des Talents, sondern der Einstellung1. Es erfordert die Bereitschaft, scheinbar Unpassendes miteinander zu verknüpfen. Denn was auf den ersten Blick fremd erscheint, kann bei genauerem Hinsehen perfekt zusammenpassen – wie Schokolade und Salz.

Ein Beispiel: Simulationstechniken aus der Luftfahrt helfen längst auch im Automobilbau, kritische Systeme realitätsnah zu testen. Solche Transfers eröffnen enorme Potenziale – vorausgesetzt, man hat die Neugier und den Mut, sie auszuprobieren.

Fachnarrative hinterfragen: Den Schleier der Gewohnheit lüften

Eines der größten Hindernisse für Innovation ist die Macht der Fachnarrative. Sie sind die in Stein gemeißelten Wahrheiten einer Disziplin – oder zumindest wirken sie so. Doch oft genug zeigt sich: Es sind keine Naturgesetze, sondern Gewohnheiten, die niemand hinterfragt hat. Und genau hier setze ich an: Fachbegriffe entmystifizieren und die dahinterliegende Logik kritisch prüfen.

Ein Beispiel: Der Begriff „Fail-Safe-Mechanismus“. Klingt beeindruckend, oder? Aber übersetzt in Alltagssprache bedeutet er: „Ein System, das sicher scheitert.“ Moment mal, sicher scheitern? Warum nicht lieber „gar nicht scheitern“ oder „sich selbst retten“? Solche scheinbar simplen Fragen entlarven Denkfehler und schaffen Raum für neue Ideen.

Wenn ich weiter sehen konnte, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand.Isaac Newton

Gedankenexperimente und das „Ad absurdum“ führen

Manchmal hilft es, Dinge ins Extreme zu treiben, um ihre Schwächen aufzudecken. Wenn zum Beispiel „Safety First“ als oberste Priorität gilt, könnte die provokante Frage lauten: „Was passiert, wenn wir Sicherheit nicht an erste Stelle setzen?“ Natürlich wird niemand ernsthaft vorschlagen, Sicherheitsstandards zu senken. Aber solche Fragen zwingen dazu, Abhängigkeiten neu zu betrachten und Alternativen auszuloten.

Ein anderes Beispiel: „Real-Time-Systeme“ suggerieren, dass Prozesse in Echtzeit laufen müssen. Doch was heißt „Echtzeit“ genau? Millisekunden? Sekunden? Solche Unklarheiten können zu überzogenen Anforderungen führen. Ein präziserer Begriff wie „rechtzeitige Verarbeitung“ hilft, Projekte auf den Boden der Realität zurückzuholen.

Kommunikation auf Augenhöhe: Brücken statt Mauern bauen

Interdisziplinäre Teams haben oft eines gemeinsam: Missverständnisse. Jeder spricht seine eigene „Fachsprache“, und schnell entsteht der Eindruck, man arbeite eher nebeneinander als miteinander. Hier liegt meine Stärke: als Übersetzer und Vermittler zwischen den Disziplinen zu agieren, ohne Partei zu ergreifen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ingenieure, Softwareentwickler und Qualitätsmanager diskutierten darüber, was „gute Dokumentation“ bedeutet. Die Ingenieure wollten detaillierte technische Beschreibungen, die Entwickler bevorzugten schlankere, codefokussierte Ansätze. Durch moderierte Workshops fanden wir eine gemeinsame Lösung, die beide Perspektiven berücksichtigte – und die Zusammenarbeit nachhaltig verbesserte.

Das Beste an der Zukunft ist, dass sie uns nur einen Tag auf einmal geliefert wird.Peter Drucker

Moderation und Sparring: Räume für echte Innovation schaffen

Moderation und Sparring – zwei Begriffe, die mehr als nur Buzzwords sind. Als Moderator schaffe ich eine strukturierte, offene Atmosphäre, in der Ideen frei geäußert werden können. Keine Bewertung, keine Kritik, kein „Das haben wir schon versucht“. Stattdessen geht es darum, kreativ zu denken und neue Ansätze zu entwickeln.

Als Sparringpartner stelle ich gezielte Fragen:

  • „Was passiert, wenn wir diesen Ansatz radikal vereinfachen?“
  • „Gibt es etwas, das wir aus einer völlig anderen Branche lernen könnten?“
  • „Wie sieht die extremste Version dieser Idee aus?“

Ein Beispiel: In einem Prozessoptimierungsprojekt entstand die Idee, Teile der Produktion vollständig zu automatisieren – zunächst völlig unrealistisch. Doch das Gedankenspiel führte zu Erkenntnissen, die letztlich in eine praktikable Teillösung mündeten.

Fazit: Perspektiven als Schlüssel zu Innovation

Ob durch den Blick von Außen, das Hinterfragen von Narrativen oder die gezielte Moderation – Innovation entsteht selten zufällig. Sie braucht Mut, Offenheit und den Willen, Altbewährtes zu hinterfragen. Meine Aufgabe ist es, diesen Prozess anzustoßen, zu begleiten und neue Perspektiven zu eröffnen. Denn wie Einstein sagte:

Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.Albert Einstein

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