a number of owls are sitting on a wire

Frugalität vs. Overengineering

Fahrzeit ist bei mir Podcastzeit. Ich höre mir die verschiedensten Audiobeiträge an, lerne und mache mir so meine Gedanken auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Dabei unterstützt mich mein Podkicker, der die verschiedenen Sammlungen1 an Podcasts für mich bereithält, abspielt und dann aber auch wieder löscht.

Letzteres ist für diesen Beitrag eher schade, weil ich nicht mehr wirklich nachvollziehen kann, in welchem Podcast ich diesen Denkanstoß bekommen habe.

Aber was war es, dass mich zum Nachdenken angeregt hat? Der Fachbegriff ist Frugalität, also Einfachheit und Bescheidenheit.

Nun ist unsere Lebenswirklichkeit bei Licht gesehen alles andere als einfach und bescheiden, allein wenn man die Produkte betrachtet, mit denen wir uns umgeben. Das neueste Smartphone, ultragroße Fernsehgeräte mit 4k und mehr, Fahrzeuge mit ultrakomplexen Ausstattungsstufen, Multifunktionsküchengeräte mit WiFi u.s.w, alles overengineered, schwer reparierbar2  und dabei möglichst kurzlebig.

Frugalität im Sinne des Podcasts bedeutet nun aber das Bereitstellen von langlebigen, einfach konstruierten Hilfsmitteln, leicht reparierbar und aus preisgünstigen Materialien.

Aus der Automobilindustrie kommend ist ein 4rädriges Beispiel natürlich ideal. So hat die TU München das aCar entwickelt, einen 4rad-getriebenen Kleinlaster für die dritte Welt. Dieses Fahrzeug enthält alle notwendigen Komponenten für den Transport von Mensch und Gütern, ist leicht reparierbar und kostengünstig. Sogar AMS3 berichtete bereits über dieses Fahrzeug.

Entwickelt wurde das Fahrzeug nach Anforderungen in Afrika. Und trotzdem kamen viele Anfragen zu diesem Fahrzeug aus Deutschland. Kleingewerbe und Kommunen zeigten deutliches Interesse an diesem Fahrzeug. Das Interesse an Einfachheit ist also auch hier in unserer Lebenswirklichkeit gegeben!

Kann es sein, dass wir uns mit unseren vielen Innovationen komplett auf dem Holzweg befinden? Ist es tatsächlich das vollgestopfte, kurzlebige Produkt, dass wir brauchen oder doch lieber langlebige Produkte nach KISS Prinzip?

Ich denke, es wird Zeit, dass wir die Hybris der Nordhalbkugeln endlich erkennen und ablegen lernen. Der Wunsch nach Stabilität von Lebenssituationen und Equipment ist definitiv gegeben. Overengineering zeugt meines Erachtens nicht von Innovation sondern Einfallslosigkeit.

So kann ich mir von der Industrie nur wünschen, alles bitte nicht immer so kompliziert machen!

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