Es war wieder einmal ein Artikel, der mein Blut zum Wallen brachte. Und nein, es lang weder an den Namen Elon Musk noch Tesla. Hier geht es ums Prinzip.
Wie es gedacht war…
So war es jedenfalls einmal gedacht.
Anteil an einer Aktiengesellschaft, an einer Unternehmung, hat man eigentlich in Form von „Mitbesitz“ an Maschinen, Anlagen, Immobilien sowie einem Anrecht auf eine Dividende, also einem Anteil der Ausschüttung des Gewinns nach Ablauf eines Geschäftsjahres.
Was daraus jedoch wurde, ist die Spekulation auf Verkaufsgewinne der Aktie selber. Spekulation! Stolz, Anteilseigner zu sein, Fehlanzeige! Sich selber einbringen? Blödsinn!
Egal was in der Unternehmung Tesla vorgefallen ist, der Wert von Maschinen, Anlagen und Immobilien hat sich nicht wesentlich geändert. Das Anrecht auf Dividende – nun – das hat etwas an Masse verloren, wenn man sich auf die zu erwartenden Umsätze bezieht.
Steht Tesla nun wirklich so viel schlechter da, wie es die Zahlen implizieren?
Was zusammenfällt, sind doch letztlich Planzahlen, Erwartungen, die nicht erfüllt wurden und nun (über Gebühr) abgestraft werden.
Wie realistisch waren aber die Zahlen?
Nun kann ich in das Unternehmen nicht hineinschauen und schon gar nicht alle Planspiele verifizieren. Aber ich kann vergleichen. Ich kann schlicht und einfach das Verhalten von Führungskräften auf das Unternehmen extrapolieren.
Was daraus wurde…
Typisch für die Bewertung und Entlohnung von Führungskräften eine Beteiligung am Umsatz der Unternehmung nach Ziel und Zielerfüllung. Wie vergleicht man sich also unter Führungskräften1 ?
Hunde, also speziell Rüden, versuchen ihre vermeintlichen Gegenspieler durch besonders hohes Pinkeln zu übertreffen und idealerweise einzuschüchtern. Ungefähr auf diesem (geistigen) Level befinden sich auch so manche Führungskräfte, nur das der Strahl durch geplante Leistungssteigerungen dargestellt wird.
Was ich in meiner Zeit in der Wirtschaft schon an Steigerungen gesehen habe, ist immens. Steigerung von Umsätzen2, Mitarbeiterzahlen3, Innovationen4 und Patentanträgen – und das jedes mal im zweistelligen Prozentbereich.
Es mag schon sein, dass in Teilbereichen derartig hohes Wachstum für einen bestimmten Zeitbereich tatsächlich eintritt, realistisch für das ganze Unternehmen ist es aber nicht.
An den übertriebenen Zielen, Konsolidierung ist keine Option, wird die Gewinnausschüttung berechnet. Dass die Zielerreichung ebenfalls eine Rolle spielt – natürlich idealerweise unter Berücksichtigung der Opportunitätskosten – ist dann fast nebensächlich, weil ja schließlich das Gros der Führungskräfte die überambitionierten Ziele verfehlten oder aber durch Blindleistung kaschierten.
Und im Zweifel ist der Einäugige der König unter den Blinden.
Mit den gemeldeten, überambitionierten Zahlen wird aber im gesamten Unternehmen weitergerechnet. Die Fehler addieren sich im besten Falle, schlimmer wenn sie sich sogar multiplizieren – und zum Schluss kommt die Realität und macht das tolle Zahlengebilde kaputt.
Und hier kommt jetzt der Aktionär ins Spiel.
Angeheizt durch übertriebene Erwartungshaltungen aus den vorgegebenen Planzahlen reagiert der (menschliche) Aktionär verstört, wenn die prognostizierten Ergebnisse nicht erreicht werden. Und er erwartet das gleiche Verhalten auch von seinen Konkurrenten auf die begehrten Papiere.
Dass neben menschlichen Spielern auch noch genug emotionslose Automaten mit im Spiel sind, die möglicherweise die Erwartungshaltungen nicht ausreichend bewerten können, ist ein erschwerender Faktor. In Zukunft wird das wohl ein Fall für die beliebte KI.
Und so schaukelt sich das System immer stärker hoch, weil zu allem Übel Immobilien und Aktien die letzten Möglichkeiten der Verzinsung von Barvermögen darstellen.
Warum kommt es mir nur so vor, als hätte ich eine solche Entwicklung schon einmal in Geschichtsbüchern gesehen? Wie war es damals beim großen Börsenkrach und der Weltwirtschaftskrise?
„Apokalypse now“
„Wurden die Siegel der Apokalypse gebrochen?“, so war unlängst der Kontext einer Fernsehsendung mit naja eher zweifelhafter Glaubwürdigkeit.
Man mag es vielleicht für etwas übertrieben halten – schwere Zeiten gab es in jeder Ära des Menschen – ein bisschen scheint es aber schon auf die 4 Gesellen hinzudeuten.
Der erste Reiter auf seinem weißen Pferd zeigt auf einen Kriegsausbruch – da sind wir ja leider mitten drin statt nur dabei, wenn auch nicht vor Ort sondern im Nahen Osten.
Der zweite Reiter mit einem langen Schwert und auf rotem Rosse sitzend, verweist auf Kriegswaffen und Gewalt. Nun, auch hier haben wir Mittel erfunden, deren Tötungspotential alles Bisherige in den Schatten stellt.
Tod und Hunger wird vom dritten Reiter angezeigt, auf einem Rappen sitzend und mit einer Waage in der Hand. Hunger und Inflation sind auch heute bereits ein realer Fakt, auch wenn Banken die Inflation zu verschleiern versuchen.
Auf einem fahlen Pferd sitzend, Furcht und Niedergang, Tod – so beschreibt es der Prophet Sacharja – so kommt es Einem zumindest bei der Lektüre der Tagespresse vor, scheint ebenfalls keine Vision mehr darzustellen, sondern bitteren Ernst.
Ich würde noch ein paar Reiter dazumalen, vorhereilend vor den bekannten Vieren, wenn ich die Fähigkeiten eines Albrecht Dürers hätte – vielleicht nicht mehr auf Pferden, sondern Maschinen. Die Reiter selber wären aber keine Unbekannten.
Superbia5, Averitia6, Luxuria7, Ira8, Gula9, Invidia10, Acedia11 wären ihre Namen, wobei man ihnen nur noch Attribute und Gesichter geben müsste. Schwer würde mir das jetzt nicht unbedingt fallen!
Ist es nicht faszinierend, wie unglaublich treffend die Bilder der Altvorderen sind, eingebettet in Religion(en), denen man nun folgen mag oder auch nicht12!
Ganz so pessimistisch sehe ich die Welt zwar nicht, aber dass wir auf einen Abgrund zurasen, egal auf welchem Pferd und von welchem Dämon getrieben, sollte uns schon bewusst sein.
Hallo Andi,
nette Seite hast du hier.
Eingangs unterliegt du einem Irrtum. Die Summe aller Aktien (Aktienkurs * Anzahl aller Aktien) spiegeln seit je her den Wert eines Unternehmens wieder, der in der Zukunft von den Investoren erwartet wird und hat mitnichten etwas mit den Anlagen zu tun. Darüber hinaus wäre es eine Katastrophe, wenn alle Aktionäre sich permanent selbst einbringen würden. Die Geldgeber bestimmen bei der Aktionärsversammlung strategische Ziele, die das Board im Rahmen des operativen Geschäfts erreichen sollen.
Das heutige Problem ist, dass große Investoren nicht mehr über ihre Nasenspitze hinaus schauen und kurzfristige Gewinnerwartungen haben, die langfristig jedes Unternehmen ruinieren. Ich bin mal gespannt, welche Unternehmen in der nächsten großen Krise – die gerade am anrollen ist – unter die Räder kommt
Gruß
Gerald
Hallo Gerald,
vielen Dank für den Kommentar.
Aktienkurs * Anzahl der ausgegebenen Aktien = Wert des Unternehmens ist die klassische Ansicht. In dieser Definition des Wertes eines Unternehmens werden eben nicht die der Unternehmung innewohnenden materiellen und immateriellen Güter bewertet, was sich gerade beim Abschwung einer Aktie hervorragend zeigt. Hier kann es passieren, dass ein Gesamtwert des Aktienpakets deutlich unter den erwähnten Gütern erreicht wird. Man müsste den Wert von Aktien in Realanteil und Spekulationsanteil aufsplitten.
Einflussnahme im Rahmen der Aktionärsversammlung wäre ja schön, dank Tagesordnung und Moderation dürften Einwürfe von Aktionären aber eher seltener auftreten.
Große Investoren betrachten m.E. sowieso nicht das Tätigkeitsfeld der Unternehmung als Solches, sondern im Wesentlichen „Optimierungen“ der Organisation, von Abläufen (Effizienzsteigerung) und Verschleierung von wirtschaftlichen Entwicklungen innerhalb der Unternehmen (Reorganisation zur Verhinderung der Aussagekraft von „historischen Daten“).
Die Zukunft wird sicher spannend. Gerade die zwanghaft herbeigeführten, technischen „Innovationen“ könnten sich als Bumerang erweisen und etablierte Unternehmen mit sich reißen. Das Verlassen der „Komfortzone“ Kernkompetenz ist ein gefährliches Spiel, wenn man das Regelwerk nicht beherrscht.