a number of owls are sitting on a wire

Digitale Kompetenz

Kaum stehen Wahlen an, so wird wieder einmal derart sinnlos geschwafelt, dass man es sich nicht mehr anhören mag. Dabei spielt es keine Rolle, ob man es mit etablierten Parteien zu tun hat, großen, kleinen oder Newcomern.

Jeder bildet sich ein, hier einen Beitrag leisten zu müssen. Aber ganz ehrlich – ohne ausreichend Hintergrundwissen zeigt man überdeutlich, dass man keine Ahnung hat.

Dabei gäbe es ein paar Punkte, die m.E. durchaus nicht schwer erfassbar sind, politisch allerdings durchaus ins Gewicht fallen:

Netzabdeckung, Geschwindigkeit

Angesichts der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sowie der fortschreitenden Urbanisierung macht eine gute Abdeckung von Haushalten wie Firmen mit Internet sehr viel Sinn und kann direkt am Bürger für Nutzen sorgen.

Wo bitte liegt denn das Problem, die Telekommunikationsanbieter zu einem schnelleren Ausbau zu verpflichten? Angst vor Abwanderung von Arbeitskräften? Ganz ehrlich, lasst euch doch nicht immer mit solchen Totschlagargumenten erpressen, liebe (Amateur-) Politiker!

Gesetzeslage und Anwendbarkeit

Neue Gesetze und Regularien sind sicher notwendig. Wenn sich aber nur Juristen mit den Themen beschäftigen, gehen die gut gemeinten Ideen den potentiellen Nutzern gehörig auf den Nerv und schränken die Akzeptanz logischerweise ein.

Natürlich kann es sein, dass die Bürger gegen bestimmte Gesetze Sturm laufen. Aber gerade im Falle von digitalen Themen kann man durchaus davon ausgehen, dass „wisdom of the crowd“ zu berücksichtigen ist.

Digitalisierung von Schulen

Das hat nichts mit Zukunft zu tun, sondern mit der Gegenwart! Damit ist kein Blumentopf zu gewinnen, zumal wenn man sich die Erfahrungen und Studien aus dem In- und Ausland anschaut.

Dazu habe ich aber bereits einen Artikel geschrieben und möchte mich eigentlich nicht wiederholen. Hier mit „Digitalkompetenz“ zu werben, ist ein Schuss ins Knie!

Digitalisierung der Straße

Über das Vernetzen sämtlicher Autos nachzudenken, hat nichts mit einer Reduktion von Unfalltoten zu tun, sondern ganz einfach Business-Cases von der Automobilherstellern. Das Schützen von Geschäftsmodellen bzw. unreflektierte Erzwingen von dazu erforderlicher Infrastruktur hat nichts mit Demokratie – man erinnere sich „demos kratos“, Herrschaft des Volkes – sondern Lobbyismus zu tun.

Für das hochgelobte autonome Fahren ist die Digitalisierung der Straße nicht wirklich notwendig.

Mythos 5G

Die Diskussionen über 5G sind m.E. ebenfalls müßig. Natürlich wäre ein (noch) schnelleres, mobiles Internet schön, mir würde es aber an vielen Stellen in Deutschland schon einmal genügen, überhaupt Empfang zu haben, und wenn, dann bitte nicht nur das nervtötende „E“ für Edge im Display!

Liebe Politiker, ist es wirklich so schwer zu verstehen, dass 5G nur dann Sinn macht, wenn auch der Rest der Vernetzung eine ausreichend hohe Kapazität aufweist? Davon sind wir aktuell aber meilenweit weg. 5G heißt doch letztendlich nur, dass es zwischen Sender und Empfänger – also Smartphone und Relais-Station – eine schnelle Datenverbindung gibt. Es muss aber zwischen Server und Client eine ausreichend schnelle Verbindung existieren, was durch Kupfer und zu wenig Glasfaser ausgebremst wird.

Die Fahrt auf der Autobahn wird auch nicht schneller, wenn nicht die Zubringer ausreichend Kapazitäten aufweisen.

Bitte vergesst auch nicht, liebe Politiker, dass wir es mit 5G mit einer Technologie ohne Langzeiterfahrungen zu tun haben. Wir wissen nicht, wie sich die Natur zu dieser neuen Art der Strahlung verhält. An Röntgenstrahlung ist man am Anfang auch sehr unbedarft herangegangen, um später die Strahlenschäden feststellen zu müssen. Dann haben wir aber bereits die (wirtschaftliche) Büchse der Pandora geöffnet, die ein Zurück ohne massive Investitionsschutzklagen nicht mehr zulässt.

Meldepflicht für Hacking-Angriffe

Dass wie wild gehackt wird, bekommt man durch die Medien relativ häufig mit. Dabei trifft es nicht (nur) die kleinen Firmen, sondern besonders große, „wertvolle“ Unternehmen.

Wann versteht ihr lieben Politiker endlich, dass diese Angriffe möglicherweise systematisch verlaufen? Wie viele Menschen sind in der Lage, solche perfiden Wege auszukundschaften und haben dann auch noch den Mut, tatsächlich ihr Wissen einzusetzen? Die Zahl solcher Hacker dürfte überschaubar sein.

Indem ihr Politiker verhindert, dass eine Meldepflicht für Angriffe eingeführt wird, schützt ihr die Hacker. Natürlich ist es für die Wirtschaft nicht schön, auf diese Weise in den Medien zu erscheinen, aber auch das liegt in eurer Hand, hier ein vernünftiges Gesetz in die Wege zu leiten, in dem sowohl die Firmen als auch die Verbraucher geschützt und die Motivationen der Hacker offen gelegt werden.

Fazit

Bitte, liebe Politiker, hört doch endlich auf zu Schwafeln sondern fragt einfach mal nach! So schwer sind die Zusammenhänge nicht, auch wenn Details sicher extrem komplex werden können. Um die lasst sich aber Experten kümmern. Dafür sind sie da.

Hinterfragt, was von der Lobby kommt, prüft deren Motivationen auf Sinnhaftigkeit und steht endlich für die ein, die euch gewählt haben. Der Schutz des „demos“ hat Vorrang. Sonst leben wir in einer „Economokratie„.

Ich habe fertig!

 

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