a number of owls are sitting on a wire

Schweigen der Lämmer: Die Schafe wählen ihren Schlächter

Es ist eine politische Paradoxie: Die AfD erzielt im Osten Deutschlands Rekordergebnisse, doch ihre Wählerschaft besteht überdurchschnittlich aus Menschen, die finanziell auf den Staat angewiesen sind.

Gleichzeitig fordert die Partei massive Kürzungen beim Bürgergeld – ein direkter Angriff auf eben jene Wähler, die sie stärken. Warum wählen Menschen eine Partei, die ihnen das Leben schwerer macht? Und kommt es dann, das Schweigen der Lämmer?

Protestwahl oder Selbstsabotage?

Viele AfD-Wähler betrachten ihre Stimme nicht als rationale Wahl für eine bessere Zukunft, sondern als Protest gegen das Establishment. Die Abneigung gegen „die da oben“ ist so groß, dass die inhaltliche Selbstschädigung in Kauf genommen wird. Hauptsache, es tut „den anderen“ weh.

Doch Protest allein erklärt nicht den Erfolg der Partei. Die AfD besetzt gezielt emotionale Reizthemen: Migration, Sicherheit, soziale Ungerechtigkeit. Sie spricht Ängste an, die oft real sind – aber lügt bei den Lösungen. Denn ihre Wirtschaftspolitik würde genau jene Menschen treffen, die sich von ihr Schutz erhoffen.

Warum punktet die AfD im Osten?

Der Osten Deutschlands hat eine andere politische DNA als der Westen.

Jahrzehnte sozialistischer Mangelwirtschaft und die harte Wendezeit haben (bereichtigterweise) ein tiefes Misstrauen gegen den Staat hinterlassen. In dieser Gemengelage verfängt das Narrativ der AfD besonders gut: „Die Altparteien haben euch verraten.“ Gleichzeitig existiert ein starkes Anti-Links-Gefühl.

Die AfD inszeniert sich als Bollwerk gegen „rot-grüne Bevormundung“, was besonders in Regionen mit DDR-Erfahrung Resonanz findet.

Wieso wächst die AfD auch im Westen?

Lange galt die AfD als ostdeutsches Phänomen. Doch inzwischen holt sie auch im Westen auf. Warum? Zum einen, weil die sozialen Verwerfungen dort ebenfalls wachsen.

Steigende Mieten, unsichere Arbeitsverhältnisse und ein gefühlter Kontrollverlust über gesellschaftliche Entwicklungen treiben Menschen in die Arme von Populisten. Zum anderen, weil die AfD sich strategisch wandelt: weniger plumper Protest, mehr bürgerlicher Anstrich. Die Partei wird salonfähig.

Das Ende des Protestes

Die AfD lebt vom Gefühl der Unzufriedenheit. Doch sobald sie real an die Macht kommt, wird es für ihre Wähler bitter: Die versprochenen Lösungen bleiben aus, die sozialen Kürzungen treffen ausgerechnet ihre Kernklientel. Dann zeigt sich, dass sie kein Retter ist – sondern der Schlächter, den sich die Schafe selbst ausgesucht haben. Es folgt, das Schweigen der Lämmer.

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