Zu viele Unfälle! – EU verordnet Assistenzsysteme

Ob die Rechnung aufgeht, die von der EU aufgestellt wurde und ihren Niederschlag im Artikel von mobile geeks fand? Schauen wir doch einmal genauer hin:

Müdigkeits- und Aufmerksamkeitserkennung.

Ich hab diese Assistenten schon seit Jahren im Einsatz, allerdings ohne erkennbaren Nutzen.

Wirklich Sinn würde die Müdigkeitserkennung nur auf der Autobahn machen, wenn eintönige Strecken und Müdigkeit tatsächlich zusammenkommen.

Bei mir gab es allerdings regelmäßige fehlerhafte Warnmeldungen, vermutlich weil ich auf Autobahnetappen einen eher ruhigen Fahrstil pflege.

Spannend wird es, wenn Kameras den Innenraum überwachen. Dann ist es sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Datenschützer (vermutlich dann sogar mit Recht) auf den Plan gerufen werden.

Spurhalteassistent

Mit Kauf des letzten Fahrzeugs habe ich auch diesen Assistenten an Bord und – nach kurzer Testphase gleich abgeschaltet. Das Rucken im Lenkrad in Baustellen war eher unangenehm.

Außerhalb von Baustellen hatte ich sogut wie keine Aktivierungen des Assistenten, kritische Situationen gab es aber auch keine.

Notbremsassistent

Der Begriff des Notbremsassistenten ist m.E. etwas zu schwammig, weil verschiedene Systeme darin enthalten sein können.

Im Artikel bezieht man sich auf ein kamerabasiertes System, dass den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug erfasst und bei kritischen Abständen eine Bremsung einleitet.

Kamerabasierte Systeme haben m.E. immer ein gewisses Risiko der Fehlerkennung, was am System Kamera liegt. Zu wenig und zu viel Licht sind ein Feind jeder Bilderkennung, HDR-fähige Kameramodule, die dieses Manko beheben könnten, sind teuer. Gegen Regen, Schnee und Nebel sind aber auch diese Kameras machtlos.

Radarbasierte Notbremsassistenten sind hier deutlich sinnvoller und weniger fehleranfällig, aber auch teuerer.

Zu den Notbremsassistenten zählt auch eine Funktion im Bremssystem, den möglicherweise zu schwachen Bremsdruck des Fahrers auf den technisch maximal möglichen Bremsdruck zu erhöhen, was zu einer signifikanten Reduktion des Bremsweges führt. Letzteres System habe ich selber an Bord und (bisher nur testweise) auch ausprobiert. Tolle Sache.

Rückfahrsicherheit

Ansich mehr als sinnvoll, gerade bei den immer unübersichtlicher werdenden Fahrzeugen. Allerdings bisher und vermutlich auch nach EU-Gesetzeslage aufpreispflichtig.

Intelligenter Geschwindigkeitsassistent

Die Idee ist interessant, hat aber in meinen Augen mehrere Pferdefüße.

  1. Die Kamera muss die Verkehrszeichen sicher erkennen. Das ist weder situativ noch aus der Bilderkennung heraus sicher gegeben. Verlass ist also keiner. Außerdem erkennen die Kameras auch Geschwindigkeitsbegrenzungen an vorausfahrenden Fahrzeugen, wie Bussen oder Anhängern.
  2. Während eines Überholvorgangs könnte man „eingebremst“ werden, was den Vorgang unnötig verzögert oder sogar zu riskanten Situationen führt. Das Übersteuern muss aktiv durchgeführt werden. Rechnet man aber nicht mit dem Eingriff, fehlt möglicherweise das Wissen um das Wie.
  3. Man beginnt, sich auf den Assistenten zu verlassen, die Konzentration sinkt. Gewöhnung ist ein unangenehmer Nebeneffekt von Assistenzsystemen, der irgendwann zu unerfahrenen Fahrern führt.

Crashtesterprobte Sicherheitsgurte

Die sind doch schon Ewigkeiten Gang und Gäbe. Liebe Journalisten, liebe EU – wenn euch nichts Intelligentes einfällt, einfach weglassen!

Blackbox

Sie ist sowieso eine meiner dringendsten Forderungen, gerade was auch die Security im Fahrzeug angeht. Aber auch hier gibt es (wie immer) einen Haken.

Jeder OEM setzt auf eine andere Fahrzeugtopologie, was eine Vereinheitlichung von Blackboxes erschwert. Nachdem ich der Blackbox gleich auch einen Urkundenstatus geben würde, ist ein nicht einheitliches System eher problematisch in der Umsetzung.

Dazu kommt auch noch die Frage, welche und wieviele Daten aufgezeichnet werden sollen. Gerade in Fahrzeugen mit hohem Ausstattungsgrad und vielen Fahrerassistenzsystemen kommen sehr schnell sehr viele Daten zusammen, gigabyteweise!

Fazit

Guter Versuch, liebe EU, spannend wird die Umsetzung der Gesetzeslage und der Technik.

Ich vermute allerdings, dass die erhoffte Reduktion an Unfällen mit diesen Mitteln nicht in dem signifikanten Maße erreicht wird. Und – ein kleiner Tipp – schlechte Straßen sind ebenfalls eine Unfallursache! Vielleicht sollte man hier auch mal tätig werden? Asphalt ist aber leider teuerer als Papier für Gesetzesvorlagen!

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