a number of owls are sitting on a wire

Vintage credibility?

Es kommt schon recht nerdig daher, wenn Fotojournalist sich auf einmal mit einer analogen Kamera bewaffnet, wie im Artikel von Petapixel beschrieben, zumindest für den ersten Augenblick.

Ja klar, der Workflow ist ein komplett anderer und man verlangsamt den Prozess. Ist das aber ein Nachteil?

Nachdem ich mich selber mit analoger Fotografie beschäftige, ist mir schon klar, was ein Wechsel von digital auf analog bedeutet. Man glaubt, sich die Flexibilität von variablen ISO-Werten zu nehmen, ist auf – je nach Film und Kamera – 10 bis 36 Bilder je Film reduziert.

Reden wir hier aber von Nachteilen?

Ich selbst habe feststellen müssen, dass ich mit so ziemlich jeder Kamera, die ich in der Hand hatte, Fotos hinbekommen habe, die zumindest in den Grundanforderungen Belichtung und Fokussierung von ordentlicher Qualität sind.

Auch, dass man sich auf wenige(r) Motive beschränken muss, sehe ich nicht (mehr) als Nachteil.  Das Gegenteil ist (fast) der Fall. Man reduziert die Bilderflut. Nun bin ich aber auch kein Journalist, sondern lediglich Amateur, muss mich also nicht an das Regelwerk des Fotojournalismus halten.

Schaut man in die aktuelle Medienlandschaft, so findet man i.d.R. Fotos, die oft nur noch Symbolcharakter haben, weil man ihnen die Authentizität schlicht nicht mehr abnimmt. Photoshop scheint als das Maß aller Dinge zu sein, Bearbeitungen von Aufnahmen als Regel, nicht als Ausnahme, was gelegentlich kuriose Blüten treibt, speziell auf Wahlplakaten.

Zeitungsredakteure scheinen sich lieber aus Stocks zu bedienen, als auf klassischen Fotojournalismus zu setzen, beklagen sich aber im Umkehrschluss, dass keiner mehr für die Massenware an Nachrichten bezahlen will.

Was ändert sich nun mit der Rückkehr eines Journalisten zur analogen Fotografie?

Nein, an der Qualität der Fotos wird man keinen Unterschied sehen, eher an der Prägnanz. Was aber ein großes Plus werden könnte, ist die Glaubwürdigkeit der Aufnahmen, sofern die Nachdigitalisierung und mögliche Bearbeitungen sich in Grenzen halten. Manipulationen könnten aber leicht aufgedeckt werden, wenn man sich auf das ursprüngliche Bildformat, den Film, zurückbesinnt.

Ich fänd‘ es durchaus spannend und es würde meine Bereitschaft, für Nachrichten Geld auszugeben steigern, wenn damit die (Mehr-) Arbeit mit analoger Fotografie vergütet werden würde. Die Stunden, die man nämlich in der Dunkelkammer zubringt, sind leichter als Aufwand zu verargumentieren, als Stunden vor dem Monitor.

 

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