Digitales Lernen – eine Analyse eines Buzzwords – II

Wer sind die Wissensvermittler, wer die -empfänger?

Wie sehr wir in unseren traditionellen Bildern verhaftet sind, wird deutlich, wenn man auf die Wissensvermittler und -empfänger schaut.

Lehrer und Professoren

Lehrer und Professoren sind so „old school“, gerade was das Verständnis zu diesen Rollen betrifft. Sie sind eben keine „Allwissenden“, keine „Experten“, keine „Richter über Leistungen“. Sie sind diejenigen, die neben Wissen auch die Freude am Wissen vermitteln sollten, unabhängig, welchen Titel sie tragen oder Ausbildung sie genossen haben.

Wenn ein Geschichtslehrer sich an Jahreszahlen klammert, ist das eine Fehlentwicklung, wenn er sich aber um das Vermitteln von Recherchefähigkeiten und Sprachverständnis alter Texte kümmert, ist er1 in meinen Augen ein Held. Wer sollte also Vermittelnder sein? Jemand, der Freude daran empfindet, Wissen und Fähigkeiten teilen möchte und ein gewisses Talent dazu hat. Seien wir ehrlich, für manche Lerninhalte ist ein Hausmeister besser geeignet, als ein Lehrer.

Schüler

Genauso wie der Lehrer „outdated“ ist, ist es auch der Schüler bzw. was sich als Schüler empfindet – oder schlimmer – auch nicht! Schaut man einfach mal in Talkshows sieht man „Expertenrunden“, die den Begriff nicht verdienen, weil sie ihre Rolle als Lernende komplett verweigern.

Man kann nicht alles wissen, aber Wissen und neue Erfahrungen aufsaugen und in seinen bestehenden Meinungsschatz[efn_notes]Hier kann nur begrenzt von (gesichertem) Wissen gesprochen werden, weil die Informationen ständigen Veränderungen unterliegen, was gut – aber auch schlecht ist.[/efn_notes] integrieren.    

Lebenslanges Lernen sollte nicht nur Floskel sondern persönliche Maxime werden, genau wie das Zuhören Priorität vor dem Sprechen. Und ja, manchmal muss man diese Regeln aber auch brechen, besonders wenn Kreativität über Evidenz siegt.

Wann lernen wir?

Schulzeit, Stundenplan, Biorhythmus – ohne Bereitschaft zum Lernen sind diese Zeitangaben nur Schall und Rauch.

Lernen wir nicht eigentlich am Besten, wenn wir es gar nicht vorhaben oder merken? Gamification sollte daher eher als Chance statt als Widerspruch begriffen werden. Eine Frage nach der Zeit zum Lernen ist also an sich obsolet, weil die Antwort heißen muss, immer! Es geht also darum sich dem Lernen zu öffnen und die möglichen Chancen zu ergreifen.

Wie wird gelernt?

Hier sind wir wieder einmal vorbelastet durch Jahrtausende in Lehrer-Schüler-Beziehungen. Frontalunterricht, Projektarbeit, Online-Stunden – alles Möglichkeiten mit klarer Wirkung, aber eben nicht auf alle.

Der Schrei nach digitalem Unterricht ist in meinen Augen nur begrenzt zielführend, hängt das Lernen doch von persönlichen Präferenzen der Wissensvermittler und -empfänger ab. Eine Standardlösung kann es daher nicht geben, zumal die Wirksamkeit von Methoden auch von den Wissensinhalten abhängig ist. 

Was man also vielmehr ermöglichen sollte, ist eine Spielwiese, auf der die Themen gleichermaßen auf verschiedenen Methoden verteilt angeboten werden können. Das Smartphone als einziges Medium, wie es Sascha Lobo formuliert hat, halte ich daher für einen falschen Ansatz.

Viel wichtiger wäre es, die Wissensvermittler in möglichst vielen verschiedenen Methoden fit zu machen und die Möglichkeiten und Wirkungen aufzuzeigen – letztlich ihre Medienkompetenz zu steigern.

 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.