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Kierkegaard – Vergleich ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit

Dass ich von klassischen Philosophen „getriggert“ werde, ist eher selten. Umso mehr gefällt mir, dass gerade Max Uthoff, dem nachstehende Zitat eine Bühne gegeben hat.

„Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“. – Ein Ausspruch des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard, der heute vielleicht mehr Relevanz hat als zu seiner Zeit. Unsere von permanenter Vernetzung und digitalem Austausch geprägte Welt fordert uns fast ununterbrochen auf, uns mit anderen zu vergleichen. Was früher ein natürliches menschliches Verhalten war, um Orientierung zu finden, ist heute oft eine Quelle der Unzufriedenheit – und die Werkzeuge, die uns dies ermöglichen, sind allgegenwärtig.

Social Media: Eine Plattform für endlose Vergleiche

Als Kierkegaard im 19. Jahrhundert von der Gefahr sprach, dass der Vergleich das Glück zerstöre, hätte er sich die Auswirkungen einer Plattform wie Instagram oder Facebook wohl nicht vorstellen können. In der digitalen Welt sehen wir ständig, wie andere Menschen leben, was sie besitzen und erleben. Soziale Medien sind eine perfekt kuratierte Realität, von der wir persönlich nie genug bekommen können. Der Vergleich ist unausweichlich.

Sei es der luxuriöse Urlaub des Nachbarn, die perfekte Familie der Freundin oder der Erfolg eines ehemaligen Mitschülers – all das wird oft als Maßstab für das eigene Leben genommen. Der fatale Gedanke: Warum bin ich nicht so glücklich wie die? Dabei vergessen wir, dass wir nur die Glanzlichter der anderen sehen und (viel zu) selten die Kämpfe, Zweifel und Niederlagen, die sich hinter der glänzenden Oberfläche verbergen.

Vergleich durch Gehälter und Löhne: Der moderne Leistungsdruck

Ein weiterer Bereich, in dem Vergleiche unsere Zufriedenheit beeinflussen, ist der finanzielle Erfolg. Löhne und Gehälter sind heute nicht nur ein Maßstab für Leistung, sondern oft auch für den individuellen „Wert“ in der Gesellschaft. Menschen vergleichen sich mit Kollegen, Freunden oder sogar Fremden, die einen ähnlichen Beruf ausüben. Das Gefühl, weniger zu verdienen als andere, schafft Unzufriedenheit, auch wenn die eigene Lebenssituation objektiv betrachtet gut sein mag.

Dieser Vergleich führt oft zu einem gefährlichen Wettlauf: Mehr verdienen, um vermeintlich mehr wert zu sein. Doch die Frage ist: Wo hört das auf? Gibt es jemals genug? Kierkegaard hätte wohl gesagt: Vergleichen zerstört nicht nur das Glück, sondern auch den inneren Frieden.

Notengebung: Der frühe Beginn des Vergleichens

Schon in den Schulen und Universitäten beginnt der Kreislauf des Vergleichens – und oft wird er von den Bildungseinrichtungen selbst forciert. Notensysteme setzen Schülerinnen und Schüler in Konkurrenz zueinander, und wer schlechter abschneidet, hat oft das Gefühl, weniger wert zu sein. Hier beginnt der Gedanke: „Bin ich gut genug?“ – eine Frage, die viele Menschen ihr Leben lang verfolgt. Der akademische Erfolg wird zum Maßstab für Intelligenz und Potenzial, doch die individuelle Lernkurve, die Neigungen und Talente jedes Einzelnen bleiben oft unberücksichtigt.

Dieser frühe Vergleich prägt uns tief und beeinflusst nicht nur unser Selbstwertgefühl, sondern auch unsere Erwartungen an uns selbst in der späteren Berufswelt. Wer als Kind gelernt hat, sich ständig mit anderen zu messen, wird dies oft auch als Erwachsener tun (müssen).

Glück durch Unwissenheit?

Doch was ist die Alternative? Einige Philosophen und Psychologen haben die Frage aufgeworfen, ob Unwissenheit vielleicht der Schlüssel zum Glück ist. Wer sich nicht vergleicht, weil er nichts von den Erfolgen und Misserfolgen anderer weiß, lebt oft zufriedener. Doch Unwissenheit ist kaum eine realistische Lösung in einer Welt, die uns über nahezu alles  (über)informiert.

Die Frage bleibt: Können wir lernen, den Vergleich abzuschalten, ohne dabei den Bezug zur Welt zu verlieren? Vielleicht liegt der Schlüssel in einer bewussten Veränderung unseres Blickwinkels. Anstatt uns auf das zu fokussieren, was andere haben, könnten wir unseren Fokus auf das lenken, was wir selbst bereits erreicht haben – und vor allem auf das, was uns wirklich erfüllt. Kierkegaards Zitat erinnert uns daran, dass der Vergleich oft zu einem gefährlichen Weg führt. Der Weg zum Glück hingegen beginnt möglicherweise damit, die eigene Einzigartigkeit zu akzeptieren und sich weniger an den Maßstäben anderer zu messen. Das zu lernen, könnte schon fast ein Schulfach namens „Glück“ beinhalten.

Fazit

Der Vergleich ist eine Versuchung, der wir alle nur schwer entkommen können – besonders in einer Zeit, in der uns Technologie und soziale Normen nahezu dazu zwingen. Doch die Worte von Kierkegaard bieten uns eine zeitlose Warnung: Glück und Zufriedenheit kommen nicht aus dem Streben nach dem, was andere haben. Stattdessen entsteht es in dem Moment, in dem wir aufhören, unser Leben an fremden Maßstäben zu messen.

 

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