Die Fahrzeugverkäufe stehen heute vor einer vielschichtigen und komplexen Herausforderung. Die Entscheidung, die Ära der Verbrennungsmotoren zu beenden, mag in urbanen Ballungsräumen sinnvoll erscheinen, doch sie verkennt den Bedarf in ländlichen Regionen, wo robuste Fahrzeuge noch immer unverzichtbar sind. Dies wird zunehmend zur Problemquelle für die Autoindustrie, deren Fokus auf urbane Märkte immer intensiver wird.
Der urban-ländliche Graben
Verbrennungsmotoren mögen in städtischen Gebieten zunehmend ineffizient erscheinen, vor allem aufgrund der wachsenden Bedeutung des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖNV). Doch auf dem Land bleibt der Verbrenner nach wie vor ein praktisches und nötiges Arbeitsmittel mit Notwendigkeit längerer Reichweiten und mangelnder Ladeinfrastruktur. Die Batteriealternative kann hier noch nicht überzeugen, da das Vertrauen in die Technologie – besonders im Winter – nach wie vor gering ist.
In den Städten allerdings sinkt der Fahrzeugkauf, weil die Vorteile des ÖPNV für viele immer mehr in den Vordergrund rücken. Die ständigen Staus, die überfüllten Straßen und reduzierten Parkmöglichkeiten machen das eigene Auto zunehmend unpraktisch und unnötig.
Das Wachstum von Fahrzeuggrößen und Technik-Overflow
Gleichzeitig wächst die Fahrzeuggröße kontinuierlich – SUVs und größere Modelle dominieren zunehmend den Markt. Doch diese Entwicklung hat ihre Tücken: Die zunehmenden Dimensionen der Fahrzeuge führen zu einem echten Problem bei der Parkplatzsituation. Die städtische Realität wird von immer größeren Autos erdrückt, was das tägliche Parken und Navigieren zu einer ständigen Herausforderung macht. Hinzu kommt der „Technik-Overflow“, der den Nutzer überfordert. Autonomes Fahren, Assistenzsysteme und digitale Steuerung – viele Autofahrer fühlen sich von der Technologie geradezu erdrückt, statt sie als Hilfe zu erleben. Aus Freude am Fahren oder Vorsprung durch Technik wird Bevormundung durch Technologie.
Ein weiterer Punkt, der zunehmend problematisch wird, ist die Robustheit der Fahrzeuge. Gerade in den letzten Jahren hat die zunehmende Elektronik in Autos die Zuverlässigkeit stark beeinträchtigt. Früher galt ein Auto als „Arbeitstier“, das auch rauen Bedingungen standhielt. Ein Golf II Diesel ist auch bei Minus 10 Grad Celsius und nach 300.000 km problemlos angesprungen und hat seine Aufgabe, Personen von A nach B zu bringen, problemlos erfüllt. Heute sorgt die zunehmende Vernetzung und Elektronik dafür, dass Autos immer anfälliger für Ausfälle werden.
Die steigende Komplexität der Systeme, gekoppelt mit einer immer größeren Abhängigkeit von Software, hat die Belastbarkeit und Reparaturfähigkeit von Fahrzeugen dramatisch reduziert. Ein technischer Ausfall wird heutzutage oftmals zu einem teuren, komplizierten und langwierigen Problem, das nicht mehr leicht selbst behoben werden kann. Gerade auf dem Land ist das ein K.O.-Kriterium!
Servicefreundlichkeit im Rückgang
Ein zunehmend wichtiger Faktor, der die Kaufentscheidung beeinflusst, ist der Service rund ums Fahrzeug. Die Autoindustrie hat sich jedoch in den letzten Jahren von kundenfreundlichen Services entfernt. Die Rückabwicklung von Service-Centern und der Abbau von Leistungen wie kostenloses Leihfahrzeug bei Reparaturen oder das gewaschene Auto bei der Rückgabe wirken sich negativ auf die Kundenbindung aus. Wo einst ein hoher Service-Standard erwartet wurde, werden heute eher minimalistische Ansätze geboten – und das in einer Zeit, in der die Fahrzeuge selbst immer komplexer und wartungsintensiver werden.
Der Rückbau von Serviceleistungen macht das eigene Auto weniger attraktiv, besonders wenn die Konkurrenz in anderen Bereichen, etwa im Bereich der Elektromobilität oder in Form von flexiblen Mobilitätslösungen, mehr Anreize bietet. Es geht hier nicht nur um Komfort, sondern um die Grundhaltung der Automobilindustrie gegenüber ihren Kunden. Die Reduzierung von Serviceleistungen auf ein Minimum zeigt wenig Verständnis für die Bedürfnisse der Käufer, die eine Rundum-sorglos-Erfahrung suchen, die weit über den Kauf hinausgeht.
Besonders problematisch wird es, wenn Autos immer mehr Elektronik- und Softwarekomponenten enthalten, die bei einem Ausfall eine komplexe und oft teure Reparatur nach sich ziehen. Ein mangelnder Service in diesen Bereichen verschärft die Unsicherheit der Käufer, die dann eher zu alternativen Mobilitätskonzepten greifen. Das Resultat: Der Autokauf wird zunehmend unattraktiv, da der Kunde das Gefühl hat, mit den vielen zusätzlichen Kosten und der geringen Serviceorientierung allein gelassen zu werden.
Kleinst- und Kleinwagen als Auslaufmodell?
Während die Nachfrage nach praktischen, kompakten Fahrzeugen immer noch vorhanden ist, werden Kleinst- und Kleinwagen immer seltener. Die Autoindustrie hat sich scheinbar entschlossen, auf den SUV-Hype aufzuspringen, der jedoch nicht den tatsächlichen Bedürfnissen vieler Käufer entspricht. Wer in der Stadt lebt, benötigt kein überdimensionales Fahrzeug, sondern ein kompaktes und sparsames Modell. Doch genau diese Fahrzeuggrößen verschwinden zunehmend vom Markt, ganz im Kontrast zum steigenden Umweltbewusstsein.
Kostenexplosion und politische Unsicherheit
Die Kosten für Fahrzeuge steigen, und damit auch die Nebenkosten. Abogebühren, Versicherungen und weitere Ausgaben kommen hinzu, die den Kauf eines Neuwagens zu einer finanziellen Belastung machen. Auch unvorhersehbare Kosten im Reparaturfall, getrieben durch die immer höheren Elektronikanteile, schaffen Verunsicherung.
Gleichzeitig herrscht politische Unsicherheit. Ständig wechselnde steuerliche und regulatorische Vorgaben lassen den Autokäufer im Unklaren darüber, welche Anforderungen in den kommenden Jahren zu erwarten sind. Diese Ungewissheit führt zu einem klaren Rückgang der Kaufanreize.
Fazit: Die Autoindustrie verliert den Kontakt zur Realität
Die Autoindustrie scheint sich zunehmend von den tatsächlichen Bedürfnissen der Konsumenten zu entfernen. Der Fokus auf immer größere und teurere Fahrzeuge, kombiniert mit einem Übermaß an Technologie, die den Fahrer eher überfordert als unterstützt, sorgt für eine Entfremdung vom Markt. Die wahre Herausforderung liegt jedoch nicht nur in der Technik, sondern auch in den stetig steigenden Kosten und der zunehmenden politischen Instabilität, die den Autokauf zunehmend unattraktiv machen.
Die Industrie muss sich fragen, ob sie den Wandel zur Elektromobilität wirklich sinnvoll gestaltet oder ob sie sich in einem Luxusmarkt verläuft, der immer weniger Käufer anspricht. Die Realität zeigt: Die wahren Bedürfnisse der Kunden werden immer mehr ignoriert.