Cloud vs. On-Premises?
Die Frage Cloud vs. On-Premises? ist nicht nur eine technische oder wirtschaftliche Entscheidung, sondern tief verwoben mit der Firmenphilosophie und dem übergeordneten Gesamtkonzept der IT- und Unternehmensstrategie. Denn diese Wahl widerspiegelt, wie ein Unternehmen seine Verantwortung gegenüber Kunden, Mitarbeitenden und Gesellschaft begreift und wie es seine kritischen Werte schützt.
Im Zentrum steht die klare Definition der schützenswerten Assets – also der Daten, Systeme und Prozesse, die für den Geschäftserfolg, regulatorische Compliance und das Vertrauen der Stakeholder essenziell sind. Nicht jede Datei, jede Anwendung und jeder Prozess ist gleich sensibel, und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen bei der Sicherheitsstrategie.
Ein Unternehmen, das seine Digitalisierungs- und Sicherheitsstrategie als Ganzes betrachtet, geht über simplifizierte Kosten-Nutzen-Rechnungen hinaus und fragt:
- Welche Daten sind geschäftskritisch oder garantieren Wettbewerbsvorteile?
- Welche Informationen unterliegen besonderen gesetzlichen oder branchenspezifischen Anforderungen?
- Wie sehen die Risikotoleranzen und die Akzeptanz für Abhängigkeiten von externen Dienstleistern aus?
- Wie integriert sich die Sicherheitsarchitektur in das Unternehmensleitbild und die vorhandene Governance?
Diese Fragen führen zu einer Sicherheitsstrategie, die sich an den wahren Werten und Zielen eines Unternehmens orientiert. So kann beispielsweise ein international tätiger Finanzdienstleister mit sensiblen Kundendaten entscheiden, besonders schützenswerte Assets on-premises und in streng kontrollierten Umgebungen zu belassen, während Marketingdaten oder weniger kritische Anwendungen in die Cloud wandern.
Andersherum können Unternehmen aus innovativen, wachsenden Branchen den Fokus auf Agilität und schnelle Skalierbarkeit legen und so bewusst ein höheres Vertrauen in Cloud-Anbieter setzen, wo durch automatisierte Prozesse und gebündelte Sicherheitsressourcen ein hohes Sicherheitsniveau erreicht wird.
Zwischen diesen Polen gilt es, eine Balance zu finden, die konsequent die Unternehmensphilosophie, den Schutz der bezeichneten Werte und Assets sowie die Anforderungen an eine nachhaltige, transparente und verantwortliche IT-Sicherheits-Governance berücksichtigt – eingebettet in eine Unternehmenskultur, die Sicherheit als anhaltenden Prozess versteht und lebt.
On-Premises – Sicherheit in den eigenen vier „Datenwänden“
Nichts schlägt das gute alte Serverzimmer im Keller, wenn es um maximale Kontrolle geht. On-Premises bedeutet, alles selbst in der Hand zu haben: Daten, Infrastruktur, Prozesse und Compliance. Gerade in Branchen mit strengen regulatorischen Anforderungen ist das oft ein Muss. Das eigene Sicherheitsperimeter, ohne Abhängigkeit von der Internetverbindung, wirkt wie ein zuverlässiger Bodyguard.
Aber diese Freiheit hat ihren Preis: hohe Anfangsinvestitionen in Hardware und Software, laufende Lizenzen, Wartung und vor allem hochqualifiziertes Personal, das rund um die Uhr auf Zack sein muss. Incident Response passiert hier quasi mit eigenem Feuerwehrteam.
Zusätzlich bringt On-Premises die Verpflichtung mit sich, alle Sicherheitsmaßnahmen selbst zu konzipieren, zu implementieren und aktuell zu halten – vom Netzwerk-Firewall bis zum physischen Gebäudeschutz. Dies erfordert tiefgreifende Expertise sowie die kontinuierliche Anpassung an neue Bedrohungslagen und gesetzliche Vorgaben.
In manchen Fällen ist On-Premises die einzige Lösung, wenn sensible Daten oder geistiges Eigentum nicht außerhalb des eigenen Einflussbereichs gespeichert werden dürfen. Hier zeigt sich die On-Premises-Variante als Bollwerk, das auch Vertrauen bei Kunden und Partnern schafft.
Doch On-Premises darf nicht romantisiert werden. Die „eigene Burg“ kann zur Belastung werden, wenn Ressourcen knapp oder Prozesse nicht agil sind. Sicherheitslücken entstehen schnell, wenn Patchmanagement oder Monitoring vernachlässigt werden.
Zudem bleiben Angriffe oft länger unentdeckt, wenn kein spezialisiertes SOC-Team bereitsteht. Es braucht gezielte Investitionen in Tools, Prozesse und Wissen.
Der Mittelweg: Hybride Modelle – das Beste aus beiden Welten?
Hybride Architekturen gelten als Königsweg: Kritische Daten und Anwendungen bleiben lokal, während dynamische Workloads in der Cloud betrieben werden.
Aber: Hybride Modelle erhöhen die Komplexität. Sicherheitsprozesse müssen standortübergreifend integriert werden – ähnlich einem Orchester, das trotz vieler Instrumente harmoniert.
- Einheitliche Richtlinien und Compliance-Standards
- Zentrale Überwachung und Reaktion auf Vorfälle
- Identitäts- und Zugriffskontrollen übergreifend geregelt
- Automatische Sicherheitschecks und Audits
- Datenklassifizierung und genaue Verarbeitungsrichtlinien
Alles steht und fällt mit einer klaren Verantwortungsverteilung. Ohne Governance-Modell verwischt die Zuständigkeit. Gut umgesetzt entsteht jedoch echte Synergie zwischen Sicherheit, Skalierbarkeit und Agilität.
Sicherheit ist ein ganzheitliches Thema – Menschliche Faktoren und Kultur zählen
Technik ist wichtig, aber der Mensch bleibt der größte Risikofaktor – oder der größte Sicherheitsgewinn. Es braucht Trainings, klare Verantwortlichkeiten und eine Sicherheitskultur, die Leben eingehaucht bekommt.
Security ist Führungsaufgabe. Sicherheit entsteht nicht durch Tools, sondern durch Haltung – in Kommunikation, Verhalten und Vorbild.
- Regelmäßige Schulungen und Awareness-Kampagnen
- Offene Fehler- und Sicherheitskommunikation
- Verständliche, alltagstaugliche Richtlinien
- Integration in alle Prozesse – nicht als Zusatz
- Gelebtes Vorbild durch Führungskräfte
Nur wenn alle mitziehen, wird Cybersecurity Teil der Unternehmenskultur – ohne Wenn und Aber.
Gesellschaftliche Verantwortung und Unternehmensidentität
Sicherheit ist mehr als unternehmerisches Eigeninteresse. Sie hat eine gesellschaftliche Dimension. Kundendaten, Mitarbeitervertrauen, Wirtschaftsstabilität – IT-Sicherheit wird zum Gradmesser unternehmerischer Reife.
Wenn Sicherheitsvorfälle auftreten, trifft das nicht nur Technik oder Bilanz – es erschüttert Vertrauen intern wie extern. Daraus erwächst Verantwortung:
- Standards setzen und dokumentieren
- Transparenz herstellen in Sicherheitsfragen
- Kultur des Miteinanders schaffen beim Schutz digitaler Werte
- Nachhaltig handeln, denn Sicherheit ist ein Prozess
Der ethische Umgang mit digitalen Risiken wird Teil unternehmerischer Identität.
Schadensfall eingetreten? Wie weit ist Geld wirklich die Lösung?
Wenn ein Vorfall eintritt, wird Geld schnell zur primären Reaktionsform. Doch die Realität ist komplexer – Image ist schwerer reparierbar als IT-Systeme.
Präventive Maßnahmen wie eine starke Sicherheitskultur und aktive Krisenpläne zahlen sich langfristig mehr aus als reine Schadensregulierung.
- Verantwortlichkeiten müssen vor der Krise definiert sein
- Kommunikationsfähigkeit entscheidet über Vertrauen
- Sicherheit muss durchgehend mitgedacht werden
Geld hilft in der Krise – verhindert sie aber nicht.
Fazit: Sicherheit als ganzheitlicher Prozess und gelebte Haltung im Unternehmen
Sicherheit ist kein Projekt, sondern ein Prozess. Und einer, der Technik, Organisation und Menschen zugleich betrifft. Cloud vs. On-Premises ist nur ein sichtbarer Aspekt davon.
Wirkliche Sicherheit entsteht nur durch Kombination aus:
- Klare Rollen – wer ist für was verantwortlich?
- Frühzeitiges Risikomanagement – bevor etwas passiert
- Sicherheitskultur – durch Schulung und Vorleben
- Gesellschaftliche Ethik – verantwortungsvolle Haltung
- Dynamik & Anpassungsfähigkeit – kein Stillstand
Wer Resilienz will, braucht eine Sicherheitsstrategie, die auf allen Ebenen verankert ist – strukturell, kulturell, menschlich.
Sicherheit ist ein Mindset – und der verbindende rote Faden, der Technik, Menschen und Gesellschaft zusammenhält.
Quellen:
- Public Cloud, Private Cloud oder On-Premises – Piwik PRO
- On-Premises (On-Prem): Vorteile, Einschränkungen …
- Cloud vs. On-Premises – Marktanalyse
- Cloud vs. On-Premises im Vergleich – WiBE
- Flixcheck: On-Premises vs. Cloud
- Cloudsicherheit – Softwarepartner
- DRACOON: On-Premises-Lösungen
- Cloud vs. On-Prem: mpmX Analyse
- Becker IT-Beratung: Entscheidungshilfen