Manchmal reicht schon ein Name in einer Headline um meine Aufmerksamkeit zu erreichen. In dem Beitrag von Michael Bröning fiel der Name Karl Marx.
Geprägt durch eine sozialistische Ausbildung stellt dieser Name doch etwas in einem an – es kommen Erinnerungen hoch, gepaart mit Skepsis und Zweifeln ob historischer (Un)wahrheiten auf beiden Seiten.
Die Jetztzeit sieht Marx primär als Philosophen, während man ihn auf der anderen Seite der Mauer eher als politischen Führer sehen wollte.
Aber zurück zum Hier und Jetzt. Michael Bröning bringt Marx in einen Zusammenhang mit „Identitätspolitik„. Das ist in meinen Augen sehr interessant, weil ich diesen Zusammenhang bisher so nicht betrachtet habe.
Identitätspolitik ist eine Ausrichtung der Politik auf eine spezifische Gruppe von Menschen. Dass sowohl die Linken als auch die Rechten und die politische Mitte ebenfalls massiv Identitätspolitik betreiben, ist nach der Definition eigentlich eindeutig. Aber was bedeutet das in unserem Leben?
Drastisch formuliert leben wir in einem Kastenwesen, das durch monetäre und intellektuelle Möglichkeiten sich immer stärker abgrenzt, Wechsel mindestens erschwert, wenn nicht gar ausgeschlossen.
Da wären die Liberalen in der Oberschicht, brav (ab)getrennt durch exponentiell erhöhtes Einkommen, elitäre Netzwerke, alte Namen und eigene Wohnbezirke.
Weiterhin gibt es eine obere Mittelschicht, ewig mit der gewünschten aber unerfüllten Option des Aufstiegs aber stets bewusst niedergehalten von der Oberschicht, zu der auch die Politiker gehören. Ja, liebe „Elite“, ihr werdet nie den Status der Oberschicht erreichen, dafür sorgt die oberste Kaste geflissentlich!
Die Untere Mittelschicht gehört der Intelligenz, die sich nicht ins Hamsterrad von Politik und Wirtschaft einspannen lassen und stets darum kämpfen, nicht in die unteren beiden Kasten abzurutschen.
Handwerk und (arbeitendes) Proletariat sind in der oberen Unterschicht verortet, ebenfalls vom Abstieg durch Technik, Automatisierung, Globalisierung und geistige Verarmung bedroht, aber noch verhältnismäßig leicht durch Brot und Spiele ablenkbar.
Ganz unten, quasi die „Unberührbaren“, sind die Arbeitslosen, Hartz4-Empfänger, betäubt und abgelenkt durch Repressalien in Jobcentern und geistig wenig anspruchsvolles TV auf beglückenden Großbildfernsehgeräten.
Wie würde Marx die Jetztzeit bewerten? Wie würde das „Kapital 2.0“ ausfallen, oder ein wie auch immer geartetes Manifest?
Über ein paar Kommentare und Gedanken hierzu würde ich mich sehr freuen.