Da war mal wieder ein Trigger, ein Podcast zum Thema Bologna-Reformen des Studiums.
Zu den Reformen der Studieninhalte kann man sich seine eigene Meinung bilden. Ich halte schon die Grundintention einer besseren Vergleichbarkeit von Abschlüssen und Studieninhalten für eine Fehleinschätzung. Betrachtet man das Lernen im Laufe der Zeit, so war es immer so, dass man sich „seinen“ Lehrer suchen musste, der einem genau die Themen vermittelte, die einen interessierten.
Das ist auch heute noch so, wo Professoren ihren Hobbys – äh, Forschungen – nachgehen und sich in entsprechenden Spezialgebieten vertiefen.
Dass diese Spezialisierungen nicht ganz unproblematisch sein können, wird kaum bestritten, sie können auch in die falsche Richtung gehen oder sich langfristig als obsolet erweisen.
Viel spannender finde ich den Versuch, die Studieninhalte zu vereinheitlichen, um der Industrie geeignete Fachkräfte zur Verfügung zu stellen.
Ich bin jetzt seit über 20 Jahren in der Industrie und habe mich mit verschiedenen Themen beschäftigt. Für keines davon bin ich im Studium ausgebildet worden. Was ich aber mitgenommen habe, ist Basiswissen.
Um technische Probleme zu lösen, muss man in den meisten Fällen die Grundlagen zerlegen und anwenden, und das sollte in jedem Studium vermittelt werden. Für alle weiteren Spezialisierungen außerhalb des Studiums sind ohnehin die Mitarbeiter, deren Lernbereitschaft und die Vorgesetzten mit den Schulungsbudgets verantwortlich.
In meinen Fächern darf ich auch bei der Einstellung mitreden. Mein Blick auf Noten und Titel ist eher das Ende der Sichtung eines Lebenslaufes. Breites Verständnis durch verschiedene Projekte halte ich für viel wichtiger als dediziertes Fachwissen, das dann vielleicht nicht 100% auf meine Anwendung passt.
Das Studium ist eine Zeit, in der mir Grundlagenwissen vermittelt wird. Man beschäftigt sich mit einigen Spezialgebieten und schreibt eine wissenschaftliche Arbeit, um den Abschluss zu erhalten.
Der Beruf ist in den seltensten Fällen eine Fortsetzung des Studiums. Er kann sogar einen radikalen Bruch mit dem bisher Gelernten darstellen.
Lassen wir also die Kirche im Dorf, das Studium gibt nur eine grobe Richtung vor, in der es beruflich weitergehen soll. Querschüsse, wie z.B. eine Tätigkeit als Ingenieur nach einem geisteswissenschaftlichen Studium, sind zwar möglich, aber wohl eher selten. Wenn, dann gibt es thematische Überschneidungen oder Querschnittsaufgaben, die solche Lebensläufe begünstigen.