a number of owls are sitting on a wire

Featurehub um jeden Preis?!

Es spielt fast keine Rolle mehr, welches Produkt ich mir sich anschaue, überall werden altbekannte Objekte mit neuen Funktionen „aufgewertet“. Mein Kugelschreiber schickt das Geschriebene zum Smartphone, Rasenmäher und Staubsauger agieren selbständig, die Kaffeemaschine bestellt selber Verbrauchsmaterial, die Kloschüssel analysiert die … gut, das führe ich jetzt lieber nicht weiter aus.

Featurewahn

Der Feature-Wahn kennt scheinbar keine Grenzen mehr, was immer öfter sogar den Nutzwert des Ursprungsgegenstandes einschränkt.

Für Spielkinder und Liebhaber von Gimmicks stellen die Entwicklungen der letzten Jahre ein Paradies dar, für den „Oldschool“-Nutzer jedoch oft die Hölle, braucht es auf einmal für altbekannte Produkte mehrseitige Bedienungsanleitungen, Registrierungsportale und natürlich Firmwareupdates.

Denkt man eigentlich darüber nach, dass ein Hammer mit eingebautem MP3-Player möglicherweise eine Fehlentwicklung ist? Nicht nur, dass wertvolle Ressourcen für die verbaute Technologie verschwendet wird, der vermeintliche Wettbewerb zwingt Produzenten förmlich, mit „Techies“ mitziehen zu müssen. Nebeneffekt: Die Preise für die Produkte steigen, weil plötzlich Entwicklungskosten für die Features – und Gesetzesanforderungen bezüglich deren Sicherheit – auf das ursprüngliche Objekt aufgeschlagen werden müssen.

SoftwareLastigkeit

Auf einmal muss der Staubsauger updatefähig werden! Der Teddy braucht eine eigene Firewall, die Türklingel ein neues Passwort im App-Portal, der Kühlschrank ist unglücklich über den Inhalt, etc. pp.

Wenn ich durch Baumärkte oder Mediamärkte gehe, sehe ich eine Unzahl an Produkten, die still in ihren Blistern auf Abnehmer hoffen und irgendwann ungenutzt einer Entsorgung entgegendämmern. Hier stelle ich mir die Frage, ob wirklich jedes Gerät mit Intelligenz versorgt werden muss, oder ob gelegentlich die Intelligenz des Anwenders ausreicht?!

Microcontroller scheinen einfach zu billig geworden zu sein, von primär chinesischen Produzenten ganz abgesehen. Alles kann und muss mit Elektronik ergänzt, jeder Pulsschlag gemessen, jede Frequenz und Position an Server übermittelt werden.

Marketing & Werbung

Jetzt stellt sich natürlich die Henne-Ei-Frage nach den Ursachen. Verlangen Kunden tatsächlich nach dem Wischmopp mit Griffheizung? Oder ist es Marketing und Werbung, die das Bedürfnis suggerieren? Hat das Marketing und die Werbung, übrigens Milliardengeschäfte1, hier sich einen eigenen Markt geschaffen? Ist die Werbung die neue Religion, der wir folgen und unkritisch Jahre an Lebenszeit durch TV- und YouTube-Einspieler opfern? Ist diese Industrie möglicherweise ein kommerzielles Perpetuum Mobile?!

Eigentlich bin ich ja die Zielgruppe, ein Ingenieur, der Features durchaus interessant findet. Aber genauso bin ich Konsument, der mit den verfügbaren Mitteln – und hier rede ich nicht nur von Geld sondern auch der aufzubringenden Zeit – haushalten muss. Jeder Euro Mehrkosten fehlt mir an einer anderen Stelle, jede Minuten Bedienungsanleitung oder Tutorials begrenzen Möglichkeiten für wichtigere Tätigkeiten. Schon mal drüber nachgedacht, liebes Marketing? Vielleicht sollten wir ungefragten Werbungsempfänger Geld bekommen, um die mehr oder weniger sinnvollen Aussagen von Kommunikationsstrategen in unser Hirn prügeln zu lassen!

 

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