Es gibt Momente in der Politik, die sich im Rückblick als Wendepunkte erweisen. Sie brechen alte Gewissheiten auf, stoßen Entwicklungen an, die nicht mehr rückgängig zu machen sind, und führen am Ende in eine Richtung, die sich in ihrer ganzen Tragweite erst viel später zeigt. Friedrich Merz hat mit seiner Entscheidung, die Brandmauer nach rechts niederzureißen, genau einen solchen Moment geschaffen. Und das aus freien Stücken. Ein Dammbruch? Sicher. Ein Alleingang? Vielleicht. Ein kalkulierter Schritt? Fraglich.
Ego, Ego über alles – über alles in der Welt
Man könnte fast Mitleid haben. Fast. Denn dass Friedrich Merz einen außerordentlich hohen Meinungsspiegel braucht, ist kein Geheimnis. Dass er sich gerne als Macher stilisiert, ebenso wenig. Aber konnte er wirklich nicht absehen, dass er mit seiner vermeintlich strategischen Öffnung einer Kooperation mit der AfD auf kommunaler Ebene eine Büchse der Pandora aufreißen würde?
Oder war es schlicht das Ego, das ihn glauben ließ, er könne den rechten Rand durch eine wohlkalkulierte Welle kontrollierter Öffnung einhegen? Die Geschichte lehrt: Wer die Kräfte des Chaos ruft, wird am Ende von ihnen verschlungen.
Hat Merz im Alleingang gehandelt – oder steht das CDU-Volk hinter ihm?
Das wirklich Erschreckende ist nicht Merz selbst. Es ist die Frage, ob er in Wahrheit nur ausspricht, was viele in der CDU ohnehin denken. Sollte das so sein, dann hätte Deutschland ein Problem, das weit über einen machtbesessenen Parteivorsitzenden hinausgeht. Dann wäre es nicht mehr nur eine Frage der Strategie, sondern eine der inneren Verfasstheit einer Partei, die sich in ihrer Geschichte immer als Bollwerk gegen Extremismus verstanden hat.
Ein Blick in die Reihen der CDU gibt wenig Hoffnung. Widerstand? Halbherzig. Aufrechte CDU-Politiker? Ein paar. Aber wo bleibt die Massenbewegung, die sagt: Nein, nicht mit uns? Wo bleibt die klare Forderung: Entweder Merz geht – oder wir?
Gibt es überhaupt noch eine Chance für die Menschlichkeit?
Diese Frage ist größer als Merz. Sie ist größer als die CDU. Sie ist größer als eine einzelne Partei. Was hier auf dem Spiel steht, ist das Fundament einer offenen Gesellschaft, die eben nicht nur ein Verwaltungskonstrukt ist, sondern ein ethisches Versprechen. Ein Versprechen, das man nicht einfach aufkündigen kann, weil es gerade opportun erscheint.
Wenn eine Partei, die das „C“ im Namen trägt, sich nicht mehr eindeutig gegen die menschenverachtende Ideologie der AfD stellt, dann ist das nicht nur eine parteipolitische Frage. Dann ist es eine Frage, die uns alle angeht.
CDU-Mitglieder: Jetzt ist die Zeit zu handeln
Jeder aufrechte CDUler muss sich jetzt fragen:
- Will ich Teil einer Partei sein, die sich ihrer Grundwerte entledigt?
- Will ich in einer Partei bleiben, die unter Merz den Weg der Normalisierung der AfD geht?
- Oder ist jetzt der Moment gekommen, entweder Merz zum Rücktritt zu zwingen – oder selbst die Konsequenzen zu ziehen?
Die Antwort darauf wird zeigen, ob die CDU noch eine Zukunft hat. Eine echte Zukunft, nicht eine als Schatten ihrer selbst.
Kirche und das C – eine längst überfällige Trennung?
Vielleicht sollte es auch eine andere Konsequenz geben: die Trennung der CDU vom „C“. Denn wenn Christsein nicht mehr bedeutet, sich für die Schwachen, die Außenseiter und die Menschlichkeit einzusetzen, sondern zum Vorwand für machtpolitische Taktikspiele wird – dann ist es an der Zeit, dass sich Kirche und CDU endgültig trennen.
Das „C“ ist ein Versprechen. Und wenn dieses Versprechen nicht mehr gehalten wird, dann sollte es denen gehören, die es ernst nehmen.
Kommt nach dem Vor-Merz nun die Merz-Revolution?
Die eigentliche Frage ist: War das nur ein Ausrutscher oder die Generalprobe für eine neue Ära? Ist Merz auf dem Weg, die CDU in eine radikal andere Partei zu verwandeln?
Die Debatte um die Öffnung nach rechts könnte nicht nur ein einmaliges Experiment sein, sondern der Auftakt zu einer strukturellen Neuorientierung der Partei. Wer glaubt, dass Merz einfach nur impulsiv gehandelt hat, könnte bald eines Besseren belehrt werden. Die Weichen sind gestellt, und wenn kein massiver Widerstand aus der eigenen Partei kommt, könnte dies der Beginn einer konservativen Revolution unter seiner Führung sein – mit unkalkulierbaren Folgen für Deutschland.