Ist Verhalten immer wissensgetrieben? Die Vorstellung, dass mächtige Menschen – Politiker, Wirtschaftsführer, Entscheidungsträger – ihr Handeln immer auf Wissen und Fakten stützen, ist naiv. Menschen sind komplex, ihre Entscheidungen oft von Emotionen, Ideologien oder schlichtem Opportunismus geprägt. Wissen spielt eine Rolle, aber es ist selten der alleinige Motor.
Politische Entscheidungen beruhen oft nicht auf der besten verfügbaren Information, sondern auf dem, was einer bestimmten Agenda dient. Und manchmal, so scheint es, auf erschreckend wenig fundiertem Wissen. Hier kommt der Dunning-Kruger-Effekt ins Spiel: Menschen mit wenig Wissen überschätzen oft ihre Kompetenz – und je mächtiger sie sind, desto weniger hinterfragt sie ihr Umfeld.
Wie viel Know-how ist in der Politik wirklich vorhanden?
Politik ist kein Expertenjob – zumindest nicht zwingend. Viele Politiker haben Juristerei oder Wirtschaft studiert, aber das heißt nicht, dass sie wirtschaftspolitische oder juristische Zusammenhänge wirklich durchdringen. Sie verlassen sich auf Berater, auf Lobbygruppen, auf Stimmungen in der Bevölkerung. Das Problem: Wer sein Wissen nur aus gefilterten Quellen bezieht, läuft Gefahr, seine eigene Unwissenheit nicht zu erkennen.
Zudem gibt es den simplen Faktor der Zeit: Ein Spitzenpolitiker kann nicht in jedem Bereich tiefgehendes Wissen haben. Aber er müsste zumindest verstehen, wann er keine Ahnung hat – und sich dann an die richtigen Leute wenden. Doch oft passiert das nicht. Warum? Weil Macht auch bedeutet, niemals Schwäche zu zeigen. Das führt bei manchen zum Imposter-Syndrom – dem ständigen Gefühl, nicht genug zu wissen und irgendwann entlarvt zu werden. Andere hingegen kompensieren ihre Unsicherheit durch übersteigertes Selbstbewusstsein – ein Phänomen, das man auch als Napoleonkomplex kennt.
Wie viel Detailwissen muss abrufbar sein?
Niemand erwartet, dass ein Kanzler oder Minister jedes Gesetz im Detail kennt. Aber er sollte die großen Linien verstehen. Das Problem ist: Viele tun nicht einmal das. Sie lassen sich von Beratern briefen, lernen Talking Points auswendig – und wenn eine Frage zu tief geht, kommt das große Stottern oder das taktische Weglächeln.
Und dann gibt es noch eine andere Variante: das bewusste Ignorieren von Wissen. Denn Wissen verpflichtet. Wer die Wahrheit kennt, kann sich nicht mehr dumm stellen. Deshalb entscheiden sich manche dafür, einfach nicht zu genau hinzusehen.
Ab wann wird Unwissenheit zur Lüge?
Wenn jemand wider besseren Wissens falsche Aussagen trifft, ist das eine Lüge. Aber was ist mit denen, die gar nicht erst versuchen, Wissen zu erlangen? Ist es eine Lüge, wenn ein Politiker eine Statistik falsch zitiert, obwohl er es besser wissen könnte? Ist es eine Lüge, wenn jemand sich darauf verlässt, dass sein Publikum eh nicht nachprüft, was er sagt?
Die Grenze zwischen Unwissenheit und Lüge ist fließend. Manchmal ist es einfacher, sich dumm zu stellen, als sich der Realität zu stellen. Und manchmal ist das Unwissen nicht einmal gespielt, sondern echt – aber dennoch unverzeihlich.
Trump: Der ehrlich dumme Lügner
Donald Trump ist ein Paradebeispiel für jemanden, der wenig Wissen besitzt, aber maximalen Einfluss hat. Sein Allgemeinwissen ist offensichtlich begrenzt, seine Faktenchecks bestehen meist aus „Leuten sagen mir…“ oder „Ich habe gehört, dass…“.
Das Faszinierende: Seine Anhänger nehmen ihm die Lügen nicht übel, weil sie wissen, dass er sie vielleicht selbst glaubt. Das macht ihn in gewisser Weise ehrlich. Er lügt, aber nicht aus perfider Berechnung – sondern weil er es wirklich nicht besser weiß oder wissen will.
Zudem zeigt sich bei ihm der Celebrity-CEO-Effekt: Charismatische Führungspersönlichkeiten werden oft überschätzt, weil Menschen glauben, dass ihre Erfolge auf außergewöhnlicher Kompetenz beruhen – und nicht auf Marketing, Glück oder Seilschaften.
Merz und Söder: Kann man so dumm sein?
Friedrich Merz und Markus Söder sind keine Dummköpfe. Sie haben Karrieren gemacht, sich durchgesetzt, Netzwerke aufgebaut. Und doch ignorieren sie oft Fakten, die ihnen nicht in den Kram passen. Ist das Dummheit? Nein. Es ist Kalkül.
Merz spielt den Wirtschaftsexperten, auch wenn seine Aussagen oft von Ökonomen zerrissen werden. Er argumentiert mit vermeintlich ökonomischem Sachverstand, obwohl viele seiner Aussagen auf längst widerlegten Mythen basieren.
Doch anstatt Fehler einzugestehen, hält er an seinen Positionen fest – möglicherweise aus ideologischer Verblendung oder weil er sich nicht eingestehen will, dass seine Konzepte nicht mehr in die heutige Zeit passen.
Söder hingegen liebt es, sich als Krisenmanager und volksnaher Landesvater zu inszenieren. Dabei scheut er sich nicht davor, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ignorieren oder umzudeuten, wenn es seinem Image dient.
In der Pandemie etwa wechselte er seine Positionen je nach politischem Wind, mal als Hardliner, mal als Pragmatiker – stets mit dem Blick auf Umfragen.
Beide zeigen Anzeichen eines Cäsarenkomplexes – dem Glauben, unfehlbar zu sein und über den normalen Maßstäben zu stehen. Sie folgen dem Prinzip: Wer einmal in der Machtposition ist, kann sich erlauben, Wahrheiten nach Belieben zu formen, da Widerspruch oft als Angriff auf ihre Führungsstärke betrachtet wird.
Scholz: Vergessen als Taktik
Olaf Scholz hat das Vergessen perfektioniert. Ob Cum-Ex oder Wirecard – er erinnert sich auffallend oft nicht an Dinge, die ihn belasten könnten. Ist das eine Lüge? Schwer zu beweisen. Aber es ist eine Methode, sich aus der Affäre zu ziehen. Wer nichts weiß, kann auch nicht verantwortlich gemacht werden.
Die Frage ist: Glaubt ihm das jemand? Und noch wichtiger: Ist es ihm überhaupt wichtig, ob man ihm glaubt?
Lindner: Fachlich überfordert oder verblendet?
Christian Lindner gibt sich gern als ökonomischer Vordenker, aber viele seiner Aussagen zeugen von einem erstaunlichen Realitätsverlust.
Sei es sein Festhalten an der Schuldenbremse oder seine Vorstellung, dass sich die Wirtschaft allein durch „Vertrauen“ erholt – oft wirkt er wie jemand, der in einer Ideologie gefangen ist, die mit der Realität wenig zu tun hat.
Ist er wirklich so ahnungslos? Oder will er einfach nicht wahrhaben, dass seine Konzepte nicht funktionieren? Vielleicht beides. Denn wer sich eingesteht, dass er falsch liegt, muss Konsequenzen ziehen – und das wäre ja unpraktisch.
Habeck: Großartige Ideen, aber fehlende Details
Robert Habeck gilt als einer der visionärsten Politiker der aktuellen Regierung. Seine Ideen zu Klimaschutz und Wirtschaftstransformation sind ambitioniert, durchdacht und oft richtungsweisend. Doch wenn es um die konkreten Details geht, kommt er ins Straucheln.
Ob es um technische Umsetzungsfragen oder juristische Feinheiten geht – er patzt bei Detailfragen immer wieder.
Das ist kein Zeichen von Dummheit, sondern eher ein Hinweis darauf, dass er eher ein strategischer Denker als ein akribischer Detailpolitiker ist.
Doch gerade in der Politik kann es fatal sein, wenn man von Experten in Interviews oder Debatten auf Lücken in der Umsetzung hingewiesen wird. Eine große Vision ist nur so gut wie ihre praktische Umsetzung – und hier wird sich zeigen, ob Habeck langfristig bestehen kann.
Fazit: Zwischen Unwissenheit und Lüge
Mächtige Menschen müssen nicht alles wissen. Aber sie sollten wissen, wann sie nicht genug wissen – und sich dann informieren. Doch genau das passiert oft nicht. Stattdessen wird gefiltert, ignoriert, verdreht. Unwissenheit ist manchmal eine Schutzstrategie, manchmal schlicht Bequemlichkeit.
Die traurige Wahrheit: Viele Politiker kommen damit durch. Weil wir es ihnen durchgehen lassen. Weil wir uns an die Lügen gewöhnt haben – und an das Unwissen, das manchmal noch gefährlicher ist.