Politik ist ernst, Politik ist verantwortungsvoll, Politik ist… ach komm, wen wollen wir hier eigentlich veralbern? Wer aktuell einen Blick in die politische Manege wirft, findet weniger staatsmännische Seriosität als vielmehr ein Potpourri an peinlichen Inszenierungen. Kostümierte Selbstdarsteller tingeln durchs Rampenlicht, stets darauf bedacht, die eigene Marke zu schärfen und den nächsten viralen Social-Media-Moment zu erwischen. Glaubwürdigkeit? Ein Relikt vergangener Tage. Willkommen zum Niveaulimbo der deutschen Politik!
Klöckner versucht auf seriös
Julia Klöckner, einst Ministerin und berüchtigt für ihre innige Freundschaft mit der Zuckerindustrie, gibt sich plötzlich als ernstzunehmende Analystin. Während ihre Vergangenheit aus PR-Terminen mit Nestlé und einer bestechenden Inkompetenz in Sachen Landwirtschaftspolitik besteht, setzt sie nun auf Fachsimpeleien in der Medienlandschaft. Ein Chamäleon mit zu wenig Tarnfähigkeit.
Söder miemt den Food-Blogger
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat sich anscheinend vorgenommen, seine politische Karriere als Influencer ausklingen zu lassen. Erst Dirndl, dann Tracht, jetzt Länder-Bashing gepaart mit Food-Fotografie. Ob fränkische Bratwurst oder vegane Bowls – Hauptsache, der Algorithmus läuft mit. Man erwartet fast schon den nächsten TikTok-Dance zu politischen Statements.
Merz spielt Gleichstellungsbeauftragten
Ausgerechnet Friedrich „Ich kann mir keine Armut vorstellen“ Merz, der Musterbeispiel eines Politik-Dinosauriers, gibt sich neuerdings als Feminismus-Experte. Seine Version der Gleichstellung ist eine Mischung aus „Ich kenne eine erfolgreiche Frau“ und „Quotenfrauen sind unnötig, weil ich doch so fortschrittlich bin“. Wäre das ein Film, müsste man ihn als Dystopie klassifizieren.
Amthor als Beauftragter für Transparenz
Philipp Amthor, der Inbegriff des politischen Shootingstars mit Lobby-Affinität, soll sich also für Transparenz einsetzen? Eine ironische Besetzung, die in etwa so glaubwürdig ist wie ein Wolf im Schafspelz. Seine vergangene Verstrickung in dubiose Geschäfte würde jeden anderen Politiker zu einer Karriere in der Versenkung zwingen – aber nicht Amthor. Hier regiert Dreistigkeit vor Konsequenz.
Lindner, die eingeschnappte Leberwurst
Christian Lindner reagiert auf Kritik ungefähr so diplomatisch wie ein trotziger Teenager. Sei es die Haushaltsdebatte, die Diskussion über die Schuldenbremse oder sein FDP-Wunschkonzert in der Ampel: Wer ihm widerspricht, bekommt einen beleidigten Monolog à la „Ich bin aber klug und ihr nicht“ serviert. Ganz großer Staatsmann, dieser Finanzminister.
Wagenknecht: Beleidigt vom Wahlergebnis
Sahra Wagenknecht wollte es allen zeigen und gründete ihre eigene Partei. Blöd nur, wenn der erhoffte große Wählerandrang ausbleibt und sich nicht jeder von der Mischung aus linker Rhetorik und rechtskompatibler Kapitalismuskritik einfangen lässt. Stattdessen gibt es jetzt eine Trotzreaktion nach der anderen. Wer nicht für sie ist, hat sie einfach nicht verstanden. Sicher.
Lötzsch macht den Rückzieher
Gesine Lötzsch hat erkannt, dass sie in diesem absurden Zirkus keine Hauptrolle mehr spielen wird, und verabschiedet sich aus der Politik. Im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Zunft erkennt sie immerhin, wann es Zeit ist zu gehen. Seltene Einsicht in einem Umfeld, in dem sich viele lieber bis zur letzten Peinlichkeit festkrallen.
Weidel rotiert zwischen AfD und Queerness
Alice Weidel, offiziell die harte Rechte der AfD, privat Teil einer queeren Familie. Der intellektuelle Spagat, den es braucht, um gegen die LGBTQ+-Community zu wettern, während man selbst dazugehört, bleibt wohl ihr persönliches Meisterwerk. Logik? Egal. Hauptsache, die AfD-Wähler merken nicht, dass sie von einer Partei geführt werden, die ihre eigene Spitzenkandidatin eigentlich ablehnen müsste.
Hundekrawattenopa auf Seriös (oder auch nicht)
Alexander Gauland, der AfD-Opa mit Hang zur Hundekrawatte und Geschichtsrevisionismus, gibt sich immer wieder als elder statesman der rechten Szene. Doch seine Mischung aus nostalgischem Nationalismus, verharmlosenden Aussagen zur NS-Zeit und latentem Kulturpessimismus überzeugt höchstens noch diejenigen, die in einer Zeitblase von vorgestern leben. Während er sich als intellektuelles Schwergewicht inszeniert, bleibt sein politisches Erbe ein toxischer Cocktail aus Spaltung und Rückwärtsgewandtheit.
Kubicki: Liberaler Freigeist oder Stammtisch-Held?
Wolfgang Kubicki, der ewig gestrige FDP-Mann mit Hang zu Krawatten, die eher nach Zoohandlung als nach Politik aussehen, versucht sich immer wieder als der einzig Vernünftige im Raum zu verkaufen. Doch seine Mischung aus Stammtischparolen und Boomer-Charme überzeugt höchstens noch diejenigen, die ihre Meinungen aus den 90ern konserviert haben.
Was ergibt das für ein Bild?
Wenn Glaubwürdigkeit unter der Tür durchgeschoben werden kann, dann bleibt am Ende nur noch eine Karikatur von Demokratie übrig. Anstatt Debatten zu führen, wird inszeniert. Anstatt zu regieren, wird gepostet. Die nächste Wahl wird vermutlich nicht mehr mit Argumenten entschieden, sondern mit TikTok-Videos.
Niveaulimbo per Excellence. Und jeder versucht, den anderen noch zu untertreffen. Ein Hoch auf die Demokratie. Oder das, was davon noch übrig ist.