a number of owls are sitting on a wire

Misanthropie im Bildungswesen – oder: Wie man Probleme elegant ignoriert

Stellen wir uns mal vor, wir arbeiten im Schulamt. Ein Ort, an dem man eigentlich erwarten würde, dass Menschen mit Herzblut und Engagement dafür sorgen, dass Kinder eine Chance auf Bildung bekommen. Aber nein, stattdessen herrscht hier eine Mischung aus Gleichgültigkeit, Überforderung und einer ordentlichen Portion Misanthropie.

Dann kommt in den Medien ein Interview mit einer Schulleiterin, die – ganz nebenbei – erwähnt, dass 35 der Erstklässler das Klassenziel nicht erreichen werden. Ein Satz, der eigentlich ein Weckruf sein sollte. Aber was passiert? Ein Aufschrei in den Medien, ein bisschen Empörung, ein paar hektische Telefonate im Ministerium – und dann? Eine zusätzliche Lehrkraft für sechs Wochen. Sechs Wochen! Als wäre das ein Pflaster auf eine klaffende Wunde, als könnte man mit einer Atempause das System retten.

Und dann? Schweigen. Ignoranz. Ein kollektives Wegducken. Das Bildungsministerium fühlt sich angegriffen – nicht etwa von der Realität, sondern von der Tatsache, dass jemand es wagt, diese Realität laut auszusprechen. Statt endlich mal anzupacken, wird das Thema runtergespielt, abgewürgt und in der Schublade „unbequeme Wahrheiten“ verstaut.

Warum? Weil in den Ämtern und Ministerien offenbar niemand den Arsch in der Hose hat, die Probleme wirklich anzugehen. Ehrgeiz? Fehlanzeige. Stattdessen herrscht eine Kultur des Aussitzens, der Vermeidung und des Schönredens. Wer will sich schon die Finger verbrennen, wenn man auch einfach die Verantwortung weiterschieben kann? Wer will schon als derjenige gelten, der das System aufrüttelt, wenn man stattdessen auch einfach mit der Masse mitschwimmen und nichts verändern kann?

Die bittere Realität ist: In den Ämtern sitzen keine heimlichen Helden, die nachts das Bildungssystem retten wollen. Da hocken Leute, die längst jede Hoffnung auf Veränderung beerdigt haben – falls sie je so etwas wie Idealismus besessen haben. Stattdessen regiert dort eine armselige Mischung aus Misanthropie, Zynismus und Selbstzufriedenheit. Diese Leute sind absolute Meister darin, Probleme zu verwalten, Akten zu schieben, Verantwortung zu vertuschen und sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen, während draußen die nächste Schülergeneration vor die Wand fährt.

Lösungen? Fehlanzeige. Mut? Null. Stattdessen wird in endlosen Sitzungen gelabert, werden Memos geschrieben, werden Papiere hin- und hergeschoben, als könnte man mit Bürokratie und Worthülsen die Realität irgendwie wegstempeln. Und währenddessen? Lässt dieses verrottete System Jahr für Jahr mehr Kinder im Regen stehen. Hauptsache, der eigene Stuhl wackelt nicht und die nächste Beförderung ist gesichert. Es ist ein einziges, armseliges Schauspiel – und die Leidtragenden sind die, die am wenigsten dafür können: die Kinder.

Es ist eine Schande, dass wir uns mit sechs Wochen zusätzlicher Lehrkraft abspeisen lassen, während die Ursachen – Sprachbarrieren, fehlender Kindergarten, soziale Benachteiligung – weiter ignoriert werden. Es ist eine Schande, dass diejenigen, die Verantwortung tragen, lieber den Kopf in den Sand stecken, als endlich mal den Arsch hochzukriegen.

Wenn wir wirklich wollen, dass sich etwas ändert, brauchen wir keine Schönredner und Zauderer im Schulamt und Bildungsministerium. Wir brauchen Menschen mit Mut, mit Ehrgeiz und mit dem Willen, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und anzupacken. Solange das nicht passiert, wird sich nichts ändern – und die Misere wird weiter wachsen. Und das ist nicht nur traurig, das ist wütend machend.

Und jetzt mal ehrlich: Es reicht! Die Scheuklappen müssen endlich runter. Wir können uns nicht länger hinter Phrasen, Paragraphen und der heiligen Verbeamtung verstecken. Verbeamtung ist kein Freifahrtschein für Widerstandslosigkeit, Gleichgültigkeit oder das berühmte „Das haben wir schon immer so gemacht“. Wer im Bildungswesen Verantwortung trägt, muss auch den Arsch in der Hose haben, Missstände anzusprechen und sich für echte Veränderungen starkzumachen – egal, wie unbequem das ist.

Wir brauchen keine weiteren Aktenakrobaten und Sitzungsweltmeister, sondern Menschen, die hinschauen, aufstehen und anpacken. Es ist höchste Zeit, dass alle, die in Ämtern und Ministerien sitzen, sich endlich fragen: Wofür bin ich eigentlich hier? Für die nächste Beförderung? Oder für die nächste Generation?

Und bevor jetzt wieder jemand schreit, ich würde nur meckern: Nein, ich will nicht nur kritisieren – ich will helfen! Ich habe meine Gedanken, Hinweise und Lösungsansätze in einem Buch zusammengefasst: „Bildung neu denken“.

Es ist höchste Zeit, dass wir gemeinsam anpacken, anstatt weiter zuzuschauen, wie das System gegen die Wand fährt. Wer wirklich etwas verändern will, findet darin jede Menge Anregungen – für alle, die endlich mehr wollen als nur den nächsten Stempel auf dem Formular.

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..