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Markt – global, lokal, (nicht) scheißegal?

„Der Markt regelt das!“ – ein Mantra, das in der Wirtschaft oft hergebetet wird, als wäre es die ultimative Lösung für alles. Doch was passiert, wenn der Markt nicht regelt, sondern ignoriert wird?

Willkommen in der europäischen Automobilindustrie, wo man nicht nur an den Bedürfnissen der Kunden vorbeientwickelt, sondern auch noch die EU oder die Politik für die eigenen Versäumnisse verantwortlich macht.

SUVs für die Stadt? Logik für die Tonne.

In urbanen Zentren schreit alles nach kleinen, effizienten und nachhaltigen Mobilitätslösungen.

Was macht die Industrie? Sie bringt SUVs auf den Markt, die kaum in eine Parklücke passen und mehr wiegen als der durchschnittliche Elefantenbulle. Angeblich „urban geeignet“ – weil sie ja auch so „sportlich“ aussehen.

Klar, wer will nicht 2,5 Tonnen Stahl bewegen, um den Wocheneinkauf von drei Avocados zu erledigen?

Statt mit innovativen Konzepten wie Carsharing oder kompakten Elektroautos zu punkten, setzt man auf PS-Protzerei und Frontalangriffe auf den Energieverbrauch.

Aber wenn der Absatz stockt, ist natürlich die Politik schuld. Diese lästige EU mit ihren CO₂-Grenzwerten – wie können die es nur wagen, den Planeten retten zu wollen?

Ländliche Märkte: Fortschritt? Nein danke.

Auf dem Land ist das Auto unverzichtbar, weil Busse nur zweimal täglich fahren – und zwar in die falsche Richtung.

Statt hier mit robusten, erschwinglichen Elektrofahrzeugen oder Hybridlösungen zu punkten, hält die Industrie an ihren geliebten Verbrennungsmotoren fest. Der Wandel kommt, aber bitte so langsam, dass man ihn kaum bemerkt.

Und wenn sich doch nichts verkauft? Wieder die Politik! Die bösen Förderprogramme für Elektromobilität sind einfach zu kompliziert. Oder zu grün. Oder beides.

Technologie: Innovativ, aber bitte nutzlos.

Die falschen Innovationen

Die Digitalisierung hätte das Potenzial, die Automobilbranche zu revolutionieren.

Aber statt echte Probleme zu lösen, investiert man in Features, die niemand braucht. Cloudbasierte Dienste, die deine Sitzheizung gegen Aufpreis freischalten? Wow, Innovation!

Aber wie wäre es mal mit einer funktionierenden Ladeinfrastruktur oder erschwinglichen Elektroautos? Nein, das wäre ja sinnvoll.

Datenschutz als Ausrede

Und dann wäre da noch der Datenschutz. In Europa ein großes Thema, das die Industrie als Ausrede nutzt, um nicht innovativ zu sein.

„Die DSGVO ist schuld, dass wir keine coolen Features haben!“ Sicher, weil Datenschutz in Asien und den USA ja so viel besser funktioniert. Spoiler: tut er nicht.

Demografischer Wandel: Ignoranz deluxe.

Alternde Bevölkerung

Die Bevölkerung wird älter, und was macht die Automobilindustrie? Fahrzeuge, die immer komplizierter zu bedienen sind. Touchscreens statt Knöpfe, kryptische Menüs und Assistenten, die alles können – außer das, was man gerade braucht.

Für die alternde Bevölkerung ein Alptraum. Aber hey, Hauptsache, es sieht futuristisch aus.

Junge Generation

Und die junge Generation? Die will erschwingliche, nachhaltige Mobilität. Doch statt darauf zu hören, produziert man teure E-Autos, die sich keiner leisten kann, oder Verbrenner, die keiner mehr will. „Am Markt vorbei“ könnte man als Pflichtfach in der Autobauer-Akademie einführen.

Fazit: Schuld sind immer die anderen.

Die europäische Automobilindustrie hat es sich bequem gemacht. Statt auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen, wird lieber lamentiert: über die Politik, die EU, den Markt.

Doch die Wahrheit ist: Der Markt regelt nur, wenn man ihn versteht. Und genau das scheint das Problem zu sein.

Der Kunde will nachhaltige, erschwingliche Mobilität? Die Industrie liefert SUVs und Abo-Modelle. Die Politik setzt klare Rahmenbedingungen? Die Industrie meckert über Bürokratie.

Die Konkurrenz aus Asien und Amerika zeigt, wie es besser geht? Die Industrie schaut weg.

Vielleicht ist es an der Zeit, sich einzugestehen, dass das Problem nicht der Markt oder die Politik ist – sondern die eigene Ignoranz. Aber keine Sorge: Solange man die Schuld auf andere schieben kann, wird sich daran wohl nichts ändern.

Bis der Markt dann wirklich regelt – und zwar ohne die europäische Automobilindustrie.

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