Also bei manchen Beiträgen stellen sich mir die Fußnägel hoch. Neid, Sozialneid – eine Verteidigung.
Neid, egal ob in konstruktiver oder destruktiver Ausprägung ist für mich immer negativ konnotiert. Aber geht es überhaupt tatsächlich um eine Neid-Debatte? Geht es um Gerechtigkeit? Geht es um Emotionen?
Eine Reduktion der Debatte auf den emotionalen Anteil halte ich für nachvollziehbar, aber auch grundlegend falsch.
In dem man die aktuelle Diskussion auf emotionaler Ebene führt, wird jegliche Sachlichkeit entzogen. Emotionen sind letztlich nur Basis für populistische Machenschaften.
Wichtig wäre doch endlich mal eine Diskussion auf wissenschaftlich nachvollziehbaren Grundlagen!
Betrachtet man die aktuelle Konzentration von Kapital auf wenige Köpfe, ist das eine wirtschaftlich ungünstiger Zustand, weil der Zweck und somit der Wert des Geldes verloren geht.
Geld ist ein Tausch- und Zahlungsmittel, ein Äquivalent zu tauschbaren Gütern.
Geld als Tauschmittel
Bleiben wir zunächst bei dem Tausch-Charakter von Geld.
Was nützt Geld, wenn es nicht im Umlauf ist, also der potentiellen tauschbaren Gütern entspricht? In dem Moment, wo sich also Geld im Übermaß auf wenige Köpfe derart konzentriert, dass es die Geldmenge des Umlaufvermögens übertrifft, reduziert sich die Bedeutung des ehemaligen Tauschmittels auf Null. Es bleiben vom Nominalwert lediglich Zahlen und ggf. noch Papier übrig. Das ist vielleicht nicht unbedingt die klassische Form der Inflation, trifft jedoch deren Kern genauso, wie massive Preiserhöhungen.
Spätestens hier müssten die Ökonomen, die Politik und auch die Wirtschaft selbst in das System eingreifen und ein Korrektiv einführen. Nachdem sich die Polik von der Wirtschaft ihr Verhalten vorschreiben lässt und eine „freiwillige Selbstkontrolle“ lediglich eine Illusion ist, brauchen wir uns keine Gedanken über eine Verbesserung der Zustände machen.
Geld als Äquivalent
Geld als Äquivalent zu tauschbaren Gütern ist ebenfalls zu einer Illusion verkommen. Natürlich gibt es nach wie vor tauschbare Güter und wir reden nicht nur von materiellen, sondern auch immateriellen, tauschbaren Dingen.
materielle Güter
Die materiellen Güter sind kein Problem. Egal ob Immobilien oder tatsächlich greif- und berührbare Gegenstände – mit Geld können sie „aufgewogen“ werden. Das ist einfach und nachvollziehbar, wenn vielleicht nicht unbedingt deren „Wert“ und der daraus resultierende Preis.
immaterielle Güter
Immaterielle Güter sind da schon schwieriger zu begreifen. Patente, Lizenzen sind hier typische Beispiele. Auch die Digitalisierung mit Softwareprodukten ist hier noch ein relativ verständliches Beispiel für immaterielle Güter mit einem realen, monetarisierbaren Gegenwert.
Wie sieht es aber nun zum Beispiel mit Aktien aus?
Aktien sind die Teilhabe an einer Unternehmung. Beteiligungen an Unternehmen könnten als durchaus verständlicher Anteil am Firmeneigentum im Sinne von Immobilien und Fabrikationseinrichtungen betrachtet werden. Ebenso sind wiederum Lizenzen und Patente Teil dieser Unternehmung und zählen also klassisch dazu. Mit einer Aktie habe ich also einen Anteil an diesem Paket. Mit meiner Investition in die Unternehmung bekomme ich also einen Anteil am Firmengewinn (oder auch Verlust), die Dividende.
Schaut man sich aber auf dem Börsenparkett um, ist von der Teilhabe am Unternehmen nichts mehr zu spüren. Schon lange geht es nicht mehr um Dividenden, sondern lediglich noch um Wetten auf die Entwicklung des Wertes der Aktien, die gefühlt nur noch marginal mit der Firmenpolitik einhergehen.
Wenn die Aktie aber nur noch einen geringen prozentualen Anteil an tatsächlich enthaltenen materiellen und immateriellen Gütern und daraus entstehender Wertschöpfung haben, was macht sie dann aus? Gambling.
Eine Korrelation zwischen Aktie und Geld macht dessen Äquivalent-Charakter in Großteilen zunichte. Man könnte hier eine interessante Zahl ins Feld führen – der Gambling-Faktor.
Ich würde ihn als Anteil des nicht durch materielle oder/und immaterielle Werte gedeckelten Werte am Gesamtgeldbetrag definieren.
Jetzt wird es spannend.
Übersteigt der Gambling-Anteil den Real-Anteil um ein x-faches, wird die Wirtschaft ungesund. Wie groß x nun sein müsste, das wäre eine Aufgabe für Wirtschaftswissenschaftler und Historiker. Parallelen mit der Geschichte sind nämlich für mich durchaus erkennbar.
Die Politik wird jetzt natürlich (berechtigterweise) einwenden, dass es sich hier um eine globale Lotterie handelt. Stimmt. Im Sinne einer globalen Wirtschaft muss also auch die Politik ihre globalen Anteile drastisch verstärken.
Fazit
Aber zurück zur Ausgangsfrage. Neid.
Eine Neiddebatte ist weder sinnvoll noch förderlich. Wirtschaft kann man nur beeinflussen, indem man an ihre eigenen Grundfeste angreift und die Zusammenhänge ihres eigenen Handelns aufzeigt.
Neiddebatten verschieben Analysen weg von der Ursache hin zur Wirkung und somit auch weit weg von Lösungsansätzen.