Es sterbe der Kontrollzwang…

Als ich mein Ingenieursstudium abgeschlossen hatte, habe ich mich auf Technik gefreut, richtig tief in Bits & Bytes herumwühlen, Mikrocontroller einsetzen, in Fertigungsprozessen mich verlieren u.s.w.

Dass dies nichts mit der Realität zu tun hat, wurde mir relativ schnell klar. Spezifikationen schreiben, Reviews durchführen, im besten Falle noch Blockdiagramme malen, Präsentationen erstellen, Fehlertickets abarbeiten – das ist mittlerweile ein typischer Tagesablauf. Ich will mich auch gar nicht darüber beschweren, nur feststellen.

In den letzten Jahren haben aber Themen wie Projektmanagement immer mehr Gewicht bekommen. Welche Zahlen nicht alles so gewünscht werden, ohne die das Management nicht leben kann, natürlich mindestens wochen- wenn nicht tagesaktuell.

Jetzt stelle ich doch mal ketzerisch die Frage, was diese Zahlenwut bringen soll?!

Aus meinen bisherigen Beiträgen sollte ein gewisses Verständnis für Wirtschaftlichkeit aufgefallen sein, ebenso wie meine Vorliebe für den ach so provokativen Begriff der Opportunitätskosten. Warum ich das schreibe? Ganz einfach:

Wir beklagen uns über „Fachkräftemangel“, sind neidisch auf die hochtalentierten Entwickler im Silicon Valley und verstehen aber nicht, dass wir das Gleiche hier in Deutschland ebenfalls haben könnten.

Wie? Nehmt doch einfach mal die Fachleute genau dafür her, worin sie wirklich gut sind! Ein Ingenieur ist nicht zwangsläufig ein guter Projektmanager und Zahlenfetischist! Mit übertriebenem Controlling frustriert man Mitarbeiter. Mit fachfremden Aufgaben betraut, schwindet Kreativität und Innovationskraft.

Projektstatusberichte und -meetings bringen keine Ersparnisse, sie kosten richtig Geld! Stellt Projektleiter ein, die mit Herzblut diesen Tätigkeiten fröhnen, deren Gedanken sich um Statistiken kreisen u.s.w.

Unternehmertum ist Risiko. Natürlich möchte man es minimieren, aber auf Null geht es nie runter. Auch sogenannte „Kostenoptimierungen“ sind unter Berücksichtigung von Opportunitätskosten oft das ganze Gegenteil, egal was die externen Berater versuchen zu vermitteln.

Lasst Fachleute das tun, was sie am besten können!

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