Regeln, Regeln, überall Regeln. Wie kann man all die Regularien überhaupt noch kennen, geschweige denn anwenden? Bleibt einem überhaupt noch Zeit und Raum, produktiv und schaffend zu werden?
Wenn ich mir so meinen Arbeitsalltag anschaue, sehe ich einen Moloch an Regeln. Angefangen vom Regelwerk über die Verwendung des Dienstrechners, über Beschaffungsrichtlinien und -prozesse für eigentlich Nebensächlichkeiten, die aber kreativitätsfördernd wären. Ich rede hier nicht einmal von einem Bürokicker sondern einfach mal – fiktives Beispiel – von einem Whiteboard mit meinen persönlichen Vorstellungen. Ausreichend groß sollte es schon sein, einfach weißes Stahlblech für Whiteboard Marker geeignet.
Treffen meine Anforderungen nicht auf die Vorstellungskraft der Beschaffung, könnte so ein Traum schnell zerplatzen, und ich rede noch gar nicht von einer zigtausend Euro Digitallösung.
Schaut man in das Regelwerk für Softwareentwicklung in der Automobilindustrie, trifft man – je nach umzusetzender Funktionalität – neben Standardregeln, auch auf zusätzliche Anforderungen an Vorgehensweisen der Funktionalen Sicherheit, Cybersecurity oder Safety of the intended Functionality dazu. Eingebettet ist das Ganze natürlich in den Kanon von ASPICE, IATF etc. pp.
Bleibt noch Raum für Kreative, für Weiterentwicklungen, Innovation?
Fragt man Entwickler, nach welchem Schema sie vorgehen, wird oft Lebenserfahrung benannt, teilweise auch Regelwerk, dass das Verfallsdatum längst überschritten hat.
Bei einem ergebnisorientierten Blick ergibt sich in der Regel ein positives Bild, die erwartete Funktion wurde korrekt umgesetzt.
Von den vielen Wegen nach Rom wurde eben der vermutlich Einfachste und sicher auch Kürzeste eingeschlagen, Umwege über Security-City und Safetyhausen geflissentlich ignoriert.
Braucht es also immer eine Kontrolletti? Braucht es eine Instanz, die dem Entwickler auf die Finger klopft? Oder braucht es eher das Navigationssystem, das Umwege erzwingt und keine Abweichungen erlaubt? Macht das Entwickeln so überhaupt noch Spaß?
Zugegeben, eine Lösung habe ich nicht. Nicht mal eine Idee dazu. Nehmen wir uns aber einfach die Zeit, darüber nachzudenken. Pro’s und Con’s abzuwägen, Opportunitätskosten analysieren.
Kontrollieren ist teuer, aber durchaus zielführend, Navigieren erfordert kreative Ansätze, um den Spaß an der Arbeit und die Innovationskraft zu erhalten.
KI könnte einen Lösungsraum bieten, ob wir aber genug Vertrauen in die Technologie bereitstellen und die Zeitersparnis den Menschen nicht die Lebensgrundlage entzieht, sei dahingestellt.