„Weniger Arbeit bedeutet für uns weniger Wohlstand.“

Worüber man doch so beim Nachrichten-Lesen so stolpert, ist phänomenal.

Es diskutierten beim Markus Lanz u.a. die Katharina Stolla1 und Philipp Amthor2.

Dabei wurden ein paar Thesen aufgestellt, die durchaus genauer unter die Lupe genommen werden sollten.

Stolla (26): „Dass man keine Lust mehr hat, viel zu arbeiten, finde ich total vernünftig.“

Nun, man könnte diese Aussage als „altersspezifisch“ abhaken. Schaue ich aber in meine eigene Vita, war das eine Zeit, in der ich zig Themen3 gleichzeitig beackert habe.

Lehrjahre sind keine Herrenjahre.Sprichwort

Leider ist dieser Satz nur noch sehr selten zu hören.

Die Argumentation, eine 4-Tage-Woche mit Lust zu begründen, ist schon sehr schwach. Dabei gibt es genug Studien und Versuche, die bei 4-Tage-Wochen eine gesteigerte Effizienz und verbesserte Gesundheit nachgewiesen haben.

Viel spannender finde ich übrigens die nachfolgenden Zitate:

Amthor (31): „Das Leben ist auch mehr als nur Arbeit.“, „Arbeit ist ein Mittel zum Zweck für ein gelingendes Leben.“

Gratulation! Beide Aussagen sind in meinen Augen korrekt. Aber wie konnte sie nur einem Wirtschaftsjuristen entgleiten?

Ebenfalls Amthor: „Weniger Arbeit bedeutet für uns weniger Wohlstand.“

Auch dieser Satz ist korrekt, leider in anderer Ausprägung, als ihm vermutlich bewusst wäre.

Wir automatisieren immer mehr Arbeitsplätze weg, um Gewinne Einzelner zu maximieren. Gleichzeitig reduzieren wir den Wohlstand der Bevölkerung, die nebenbei 40-45% des gesamten Steueraufkommens stemmt.

Es ist wirklich faszinierend, wie pauschal über ein so heikles Thema wie Arbeit gesprochen wird.

Ob ich nun 35, 40 oder auch 50 Stunden im Büro sitze, ist eine Sache, die gleichen Stunden auf einer Baustelle unter körperlicher Belastung schon etwas ganz anderes.

Lustig finde ich auch, die Diskussion um Kindergärtner4. Hierzu sollte man mal folgende Gedanken kreisen lassen:

Warum sind 61% (2020) der Kindergärtnerinnen (92,1%) und Kindergärtner (7,9%) in Teilzeit? Ich vermute 2 Hauptgründe:

  1. Versorgung der eigenen Kinder ist nicht sichergestellt
  2. zu geringes Einkommen für den Aufwand

Was würde bei einer Vollzeitkraft eigentlich eine Arbeitszeiterhöhung bringen? Sollen die Kinder dann auch nachts betreut werden?

Es gibt gute Gründe, warum ich meine Lebenszeit nicht mit Lanz & Co. verschwende. Wenn zum Thema Arbeit Leute eingeladen werden, die weder einkommensmäßig, altersmäßig oder vom Arbeitsprofil überhaupt sich äußern dürfen, ist jegliche Diskussion zwecklos.

Amthor: „In diesem Land kannst du viel erreichen, wenn du fleißig bist.“

Vielleicht kann Herr Amthor mal seine Englischkenntnisse an diesem Interview von Arnold Schwarzenegger (76) überprüfen und – so er es versteht – sein Meinungsbild anpassen.

 

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