Laiendemokratie im Komplexitätsstrudel?

Wer hat’s erfunden? Die Griechen um 500 v. Chr. Demokratie – ein zweieinhalbtausend Jahre altes Erfolgsmodell?

Wenn ich mir die aktuellen Anforderungen an die Politik so anschaue, kommen mir Zweifel. Ich will jetzt kein Politiker-Bashing betreiben, aber wenn ich mir die Komplexität der aktuellen Fragen so anschaue, dann bin ich mir nicht sicher, ob das vorhandene politische Personal wirklich geeignet ist, die Probleme zu lösen oder eher zu verschlimmern.

Betrachtet man die aktuellen Konfliktsituationen als Worst-Case-Situationen für die Politik, so setzen Entscheidungen für oder gegen Maßnahmen ein extrem hohes Maß an Expertise voraus. Dies beginnt bereits bei der Konfliktanalyse. Neben profunden Kenntnissen der Geschichte und der Religionen sind profunde Kenntnisse der Militärstrategie, der Waffentechnik, aber auch der Finanzströme, der Geographie, der Geologie, des menschlichen Verhaltens usw. erforderlich.

Betrachtet man die politischen Entscheidungsträger, so sind diese Kenntnisse – zumindest von der Ausbildung her – allenfalls rudimentär vorhanden.

  • Olaf Scholz – Rechtsanwalt
  • Boris Pistorius – Rechtsanwalt
  • Annalena Baerbock – Politikwissenschaftlerin
  • Dr. Robert Habeck – Philosoph und Germanist
  • Christian Lindner – Politikwissenschaftler und Philosoph
  • Nancy Faeser – Rechtswissenschaftlerin
  • Marco Buschmann – Rechtsanwalt
  • Hubertus Heil – Politikwissenschaftler
  • Cem Özdemir – Sozialpädagoge
  • Lisa Paus – Politikwissenschaftlerin und Volkswirtin
  • Dr. Karl Lauterback – Mediziner
  • Volker Wissing – Staatsanwalt
  • Steffi Lemke – Agrarwissenschaftlerin
  • Bettina Stark-Watzinger – Volkswirtin
  • Svenja Schulze – Politikwissenschaftlerin
  • Klara Geywitz – Politikwissenschaftlerin
  • Wolfgang Schmidt – Rechtswissenschaftler

Betrachtet man unsere derzeitige Ministerriege, so ergibt sich ein recht einseitiges Bild. Jura und Politikwissenschaften dominieren die derzeitige Regierung.

Ich habe mich bereits zu unserer Berufspolitik(un)wesen geäußert. Mir ist klar, dass nur gewählt werden kann, wer sich zur Wahl stellt. Dass es sich dabei um ausgewiesene Experten in den erforderlichen Themenbereichen handelt, wäre eher Zufall.

Aber können Laien den komplexen Aufgaben gerecht werden, die in den aktuellen Krisen zu bewältigen sind? Das Versagen Einzelner – ich denke hier an die Digitalstrategie, Wirtschaftspolitik, Corona-Pandemie1 oder das Maut-Desaster – hat sich in der jüngeren Vergangenheit als sehr kostspielig für die Allgemeinheit erwiesen, von ihrer Anfälligkeit für Lobbyismus und Korruption2 ganz zu schweigen.

Aber was wäre eine sinnvolle Lösung? Wie kann man den Einfluss der gewählten Laien so kanalisieren, dass er sich irgendwann auch mit der wissenschaftlichen Evidenz deckt? Gibt es eine Möglichkeit, einen obligatorischen wissenschaftlichen Beirat zu konsultieren und so die Entscheidungen auf breitere und besser informierte Schultern zu verteilen? Wie könnte eine solche Konstruktion aussehen?

Die Demokratie braucht meiner Meinung nach ein Update, einen Bugfix. Um Entscheidungen treffen zu können, braucht man heute fundiertes Wissen in so vielen Bereichen3, dass ein Hirn nicht mehr ausreicht, um die Richtung zu bestimmen.

Lassen Sie uns also darüber nachdenken, wie wir die Demokratie neu gestalten können, wie wir Fehler ausmerzen und mögliche Schwachstellen schon im Vorfeld reduzieren können.

 

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