a number of owls are sitting on a wire

Shareholder Value – langfristig ein Minusgeschäft

In den Beiträgen für diesen Blog habe ich immer mal „Leichen“ liegen, Themen, die ich mal angefangen habe, zu analysieren, später aber etwas aus den Augen verloren habe.

Wenn ich dann später in die Entwürfe reinschaue, bin ich immer wieder überrascht, wie aktuell selbst ältere Beiträge sind. Den nachstehenden Beitrag habe ich im Januar 2020 geschrieben, aber eben nicht finalisiert.


Schaut man sich die aktuellen Tech-Schlagzeilen an, ergibt sich ein faszinierendes Bild. Gefühlt auf jede Innovation kommen mindestens ein bis zwei Skandale.

In der Automobilindustrie scheint sich der Abgaskandal um weitere Hersteller auszuweiten, nachdem auch Mitsubishi nach den deutschen Herstellern ins Visier der Ermittler geraten ist. Gerüchten zufolge hat Tesla ein Problem mit Selbstbeschleunigern und kommt aus dem medialen Dauerfeuer nicht wirklich heraus.

Auch die Unterhaltungselektronik erscheint krisengeschüttelt. Faltbare Smartphones erweisen sich als fehleranfällig, Datenschutz zeigt sich als problematisch, Spezifikationen von neuen Grafikkarten erscheinen als „zu optimistisch“.

Kurz – in der Hochtechnologie werden scheinbar voreilig Produkte auf den Markt geworfen. Was ist los? Warum diese Eile und mangelndes Risikobewusstsein?

Meine Vermutung – Shareholder Value.

Die Gier nach immer schnelleren und höheren Renditen verbunden mit falschen Versprechen und dem Wunsch nach immer höheren Einkommen in den oberen Chargen scheint den Blick für Produkte und deren Qualität zu trüben. Klassisches, verantwortungsbewusstes Unternehmertum sieht jedenfalls anders aus.

  • Kann es sein, dass die derzeitig typischen Belohnungsprinzipien1 Unternehmen eher gefährden als nach vorne bringen?
  • Kann es sein, dass Qualität nur noch als Kostenfaktor betrachtet und verbundene Risiken ignoriert werden?
  • Kann es sein, dass Opportunitätskosten2 komplett unter den Teppich gekehrt werden?
  • Kann es sein, dass mehr Energie auf Steuervermeidung gesetzt wird, als auf soziale Verantwortung und Verantwortung für das Produkt?

Dank Shareholder Value steigern wird das Phantomkapital, dessen Besitzer eigentlich schon nichts mehr Sinnvolles anfangen können3 und schädigen die Umwelt mit einer Selbstverständlichkeit, die auf purer Ignoranz und dem Wissen basiert, dass die Kosten von der Allgemeinheit und nicht vom Verursacher getragen werden.

Das Ganze geschieht im Schutze der sogenannten Volksvertreter, die sich als Hüter einer kompromisslosen Wirtschaftssteigerung sieht und lobbymanipuliert die gesetzlichen Rahmen anpasst und aufmerksamen Geistern Steine in den Weg legt.

Aus „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ sind unreflektierte Buzzwords wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Big Data geworden, die von thematisch völlig fachfremden Politikern gebetsmühlenartig rezitiert werden. Wie bei Cato soll die Wiederholung den Glauben an die Richtigkeit in das Hirn der Bevölkerung4 getrieben werden.

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