a number of owls are sitting on a wire

Trennung von Volk, Religion und Regierung: Israel zwischen Gewalt, Schutz und Hoffnung

Die aktuelle Lage Israels und der jüdischen Gemeinschaft weltweit ist von einer gefährlichen Gleichzeitigkeit geprägt: steigender Antisemitismus auf globaler Ebene, massive innerjüdische Proteste gegen die eigene Regierung und eine immer härtere, von vielen als verbrecherisch empfundene Kriegspolitik.

Das zwingt zu einer klaren Trennung von Volk, Religion und Regierung, um differenziert über Täter, Opfer und Mitläufer sprechen zu können und über Wege zu Sicherheit und Frieden nachzudenken.

Wie können jüdische Einrichtungen geschützt werden, ohne politische Konflikte zu importieren? Wie lässt sich zwischen nationalistischen Siedlern und säkularen Gläubigen unterscheiden? Und welche Schritte sind nötig, um das „Spannungsgift“ aus den Köpfen zu bekommen?

Globale Angriffe auf Juden: Die Wiederkehr eines alten Feindbildes

Seit den Eskalationen im Jahr 2023 ist ein besorgniserregender Rückfall in offen antisemitische Gewalt zu beobachten. Historisch war die jüdische Diaspora nach der Shoah bemüht, sich vorsichtig zu assimilieren und durch kulturellen Dialog Anfeindungen vorzubeugen.

Diese Phase scheint vorbei: Im Oktober 2025 erschütterte der Terroranschlag auf eine Synagoge in Manchester die internationale Öffentlichkeit. Es war nicht nur ein Angriff auf religiöse Freiheit, sondern auch ein Symbol dafür, wie schnell alte Ressentiments wieder an die Oberfläche gelangen können.

Antisemitismus tritt heute in vielfältiger Form auf – vom Hass im Netz über gezielte Gewalt gegen Personen bis zum Angriff auf kulturelle Symbole. Laut UN-Statistiken sind die registrierten antisemitischen Vorfälle seit 2023 weltweit stark gestiegen.

Innerjüdische Protestbewegungen: Kritik aus dem eigenen Volk

Parallel zu den Angriffen erleben wir eine ungewöhnlich breite Protestwelle innerhalb Israels selbst und in jüdischen Gemeinden der Diaspora.

Tausende versammeln sich regelmäßig in Tel Aviv, Haifa und Jerusalem, um gegen Regierungspolitik und Kriegsführung zu demonstrieren. Auch in New York und London fanden Kundgebungen gegen die israelische Kriegsstrategie und die harsche Behandlung von Geiseln in Gaza statt (Quelle).

Diese Bewegung macht deutlich: Die Identität „Jude“ ist keine unteilbare politische Einheit. Viele sehen ihre Religion und Kultur in Gefahr, gerade weil sie sich von der aggressiven Regierungspolitik distanzieren, um nicht in kollektiven Schuldvorwürfen unterzugehen.

Regierungspolitik ohne Abmilderung: Kritik an Führung und Eskalationslogik

Die aktuelle Regierung unter Benjamin Netanyahu verfolgt eine Politik der Konfrontation, die nach innen auf Machtkonsolidierung und nach außen auf maximale Abschreckung zielt. Internationale Beobachter wie die New York Times ordnen Teile dieser Strategie als völkerrechtswidrig und eskalierend ein.

Diese kompromisslose Linie führt zu einer gefährlichen Gleichsetzung von „Israel“ mit „Regierungspolitik“ – ein Trugschluss, der die Differenzierung zwischen Bevölkerung und Führung zunichte macht und auch für die globale Zunahme von Antisemitismus verantwortlich ist.

Täter, Opfer, Mitläufer: Warum Differenzierung entscheidend ist

Im Klima von Gewalt und Propaganda verschwimmen Rollen schnell. Um sowohl Schutzmaßnahmen als auch Friedensinitiativen wirksam zu gestalten, müssen drei Ebenen klar benannt werden:

  • Täter: Personen, die aktiv Gewalt ausüben oder befehlen, unabhängig von Religion oder Staatsangehörigkeit. Dazu zählen politische Anführer, militante Gruppen und ihre Ausführenden.
  • Opfer: Unbeteiligte Zivilisten, Soldaten, Kinder und ältere Menschen, die unter den Folgen der Gewalt leiden – auf beiden Seiten.
  • Mitläufer: Personen, die durch passives Unterstützen, Schweigen oder Verbreiten von Vorurteilen politisch oder kulturell Gewalt legitimieren, ohne selbst aktiv zu handeln. Oft sind sie Produkte sozialer oder politischer Zwänge.

Diese Unterscheidung ist nicht nur moralisch relevant, sondern auch für gezielte politische und juristische Maßnahmen entscheidend.

Nationalistische Siedler vs. säkulare Gläubige

Die interne Spaltung Israels zeigt sich besonders in der Siedlungspolitik. Nationalistische Siedler sehen sich als Vollstrecker eines göttlichen Landauftrags, der jede politische Kompromisslösung ausschließt.

Diese Haltung wird oft religiös begründet, ist jedoch zugleich ein hochpolitischer Machtanspruch. Demgegenüber stehen säkulare Gläubige, die zwar den religiösen Kalender und Glaubensregeln beachten, jedoch religiöse Praxis strikt von politischem Territorialismus trennen.

Sie setzen auf demokratische Teilhabe und – oft unpopulär – auf Kompromissbereitschaft mit Palästinensern. Die Konfrontation dieser beiden Welten wird in der israelischen Innenpolitik häufig als „Religionskonflikt“ verpackt, ist jedoch im Kern ein Kampf um die Ausrichtung des Staatswesens (Analyse).

Schutz für Menschen und Einrichtungen ohne Eroberungsfantasie

Da antisemitische Gewalt oft undifferenziert gegen alle Juden gerichtet wird, müssen Sicherheitsmaßnahmen individuell angepasst werden. Dies erfordert:

  • Staatliche Unterstützung, wie in Deutschland durch verstärkten Polizeischutz für Synagogen und Gemeindehäuser (BMI).
  • Internationale Solidarität und öffentliche Differenzierung zwischen friedlichen Gemeinden und politischen Extremisten.
  • Bildungs- und Aufklärungsarbeit, um rassistische und pauschale Vorurteile öffentlich sichtbar zu widerlegen.

Nur durch eine konsequente Trennung von religiöser und politischer Identität kann verhindert werden, dass gewaltfreie Gemeinden in politische Konflikte hineingezogen werden.

Wege zu Frieden und Spannungsabbau

Ein sicherer Blick auf eine friedliche Zukunft erfordert mehrere Schritte:

  • Politische Entflechtung: Absage an jede ideologische Verquickung von Religion und Territorialpolitik.
  • Internationale Vermittlung: Nutzung bestehender Friedenspläne (US-21-Punkte-Plan) für strukturelle und dauerhafte Lösungen.
  • Bildungsoffensiven: Programme zur Förderung von Begegnung und gemeinsamer Geschichte von Israelis und Palästinensern.
  • Kontrolle extremistischer Rhetorik: Konsequentes Vorgehen gegen Hassprediger und Propagandamedien – auf beiden Seiten.

Erst wenn Ängste und Feindbilder in den Köpfen durch direkten Austausch, gesellschaftliche Teilhabe und einen klaren Rechtsstaat ersetzt werden, kann Israel wieder zu dem Land werden, das Reisende als sicher und faszinierend erlebt haben.

Über einen Kamm scheren gefährdet Lösungen und Menschenschutz

Die Komplexität des Konflikts im Nahen Osten lässt sich nicht durch pauschales Denken auflösen. Jede Vereinfachung vergibt die Chance auf Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Es ist eine verheerende Fehlannahme, alle Mitglieder einer Religionsgemeinschaft, einer Volksgruppe oder gar einer Nation kollektiv als Täter oder Opfer einzuordnen.

Die Tragödien und Fehlentwicklungen entstehen gerade dadurch, dass Menschen oder Gruppen „über einen Kamm geschoren“ werden. Die Gefahr dabei ist, dass individuelle Verantwortung verloren geht und Schutzmechanismen für Unschuldige ausgehebelt werden.

Sozialwissenschaftler, Friedensforscher und internationale Institutionen betonen: Ausnahmslos alle Menschen – Israelis und Palästinenser, Juden, Muslime, Christen sowie Angehörige weiterer Minderheiten – haben das Recht auf physischen und psychischen Schutz, auf Würde und eine menschenwürdige Zukunft (Quelle).

Die Lösung der Konflikte kann nicht darin bestehen, Kapitalinteressen oder Machtansprüche in den Vordergrund zu stellen. Vielmehr erfordert ein intelligenter Ansatz die Konzentration auf konkrete Verbesserungen für die Menschen auf beiden Seiten des Zauns.

Humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte müssen die Maxime politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen werden – nicht kurzfristige Interessen von Eliten, Konzernen oder politischen Fraktionen (Analyse Auswärtiges Amt).

Nur wenn eine Friedenslösung tatsächlich den beiderseitigen Nutzen für Israelis und Palästinenser sucht und das Wohl aller Menschen ins Zentrum rückt statt Kapital und Macht, kann ein Ausweg aus der Gewaltspirale gefunden werden.

Internationale Friedensforschung und Best-Practices aus anderen Konfliktzonen zeigen: Eine vernünftige Lösung setzt immer auf Differenzierung, gegenseitigen Respekt und die Schaffung von Strukturen, die flexible Zusammenarbeit über Grenzen hinweg ermöglichen.

Mechanismen wie gemeinsame Wirtschaftsbeziehungen, Gesundheitskooperationen und Bildungsprojekte sind dabei essenziell (Studie Böll-Stiftung).

Nicht Verschwörungstheorien, exklusive Nationalismen oder Externalisierung von Schuld dürfen die Debatte bestimmen, sondern der ganz praktische Schutz des Lebens und das Recht auf Entwicklung für alle.

2 thoughts on “Trennung von Volk, Religion und Regierung: Israel zwischen Gewalt, Schutz und Hoffnung

  1. Hallo und guten Tag
    „Sozialwissenschaftler, Friedensforscher und internationale Institutionen betonen: Ausnahmslos alle Menschen – Israelis und Palästinenser, Juden, Muslime, Christen sowie Angehörige weiterer Minderheiten – haben das Recht auf physischen und psychischen Schutz, auf Würde und eine menschenwürdige Zukunft.“

    bei allen gewaltätigen Übergriffen geht es nur um Macht, Machtbedürfnisse einer Person, die dann Teilnehmer um sich suchen, um als Gruppe aufzutreten und wo möglich nicht gegensprechende als Unterstützer zu benutzen. Diese Aufteilung des Israelischen Volkes macht wenig Sinn, wenn man esSprachlich nicht kommunizieren kann.
    Wir wissen bestimmt von 100 verschiedenen Schraubentypen, würden uns aber nur mit ganz wenigen Menschen unterhalten können, wenn wir dauernd nur den Spezialnamen verwenden würden.
    das sprachliche Manko liegt in der gegenseitigen Überschneidung der Mengen, so das eine Zuordnung schlecht bis gar nicht möglich ist!

    Bei allen Gewaltanwendungen, ob politisch oder als Gruppenkriminalität, ist obiges Recht nicht das Papier wert, wo es niedergeschrieben ist – das ist Realität!
    Das es eine sinnvolle Grundvoraussetzung für ein Zusammenwachsen ist, steht außer Frage.
    Aber auch Wasser ist eine Lebensgrundlage – und wie viele Kriege gab es und wird es geben ums Wasser???

    so schön dein Beitrag zu lesen ist… er erreicht leider nicht die Richtigen, die etwas ändern könnten und wollen.

    LG Wolfgang

    1. Ich hoffe, vielleicht den einen oder anderen zu erreichen, der bisher den Narrativen hinterher läuft, etwas die Scheuklappen abzulegen. Obs klappt, keine Ahnung, aber ein Versuch ist es vielleciht trotzdem wert.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.