a number of owls are sitting on a wire

Documentation for the dustbin

Ein Artikel auf Heise hat mich wieder ins Grübeln gebracht – „Dokumentation ist ein Mythos“.

Das Wissen ist weg, eine brauchbare interne Dokumentation existiert nicht – niemand will Dokumentation schreiben oder lesen, sie ist oft schlecht, nicht auf dem aktuellen Stand oder unauffindbar. Dokumentation ist ein Mythos.Joel Spolsky

Diese Aussage ist ziemlich harsch – und doch: In meiner Branche würde ich dem nicht ganz vorbehaltlos zustimmen. Natürlich, niemand liebt Dokumentation per se, aber Spezifikationen, zum Beispiel, sind bei uns essenziell und fest in den Entwicklungsprozessen verankert. Sie haben einen klaren Nutzen, vor allem hinsichtlich der Wiederverwendbarkeit. Doch was ist mit all den anderen Dokumenten, die zur Erfüllung von Standards oder im Rahmen von Zertifizierungen erstellt werden? Wer liest diese wirklich – außer im Schadensfall? Und wenn, wer wäre ein qualifizierter Leser?

Zwischen Sinn und Last: Die Frage nach der Relevanz

Hier drängt sich eine zentrale Frage auf: Was macht Dokumentation sinnvoll und notwendig, und wann wird sie zur Last? Gute Dokumentation ist mehr als nur eine Anhäufung von Texten. Sie sollte vielmehr das destillierte Wissen sein, das in direktem Bezug zu den Prozessen steht, die es beschreibt. Aber wann braucht man sie wirklich? Häufig wird Dokumentation als notwendiges Übel empfunden – etwas, das man widerwillig tut, weil es eben gefordert wird. Doch in jenen Momenten, in denen etwas schiefläuft, wird sie plötzlich überlebenswichtig. Dann wird sie zur Grundlage, auf der Verantwortlichkeiten geklärt und Entscheidungen nachvollzogen werden.

Pragmatismus über Idealismus?

Die Realität ist oft pragmatisch: Dokumentation muss geschrieben werden, um Standards zu erfüllen, Projekte zu zertifizieren oder rechtliche Rahmenbedingungen zu sichern. Doch wie viel davon ist tatsächlich nützlich? Was hilft dem Nutzer im Alltag wirklich weiter, und was landet am Ende nur als „Staubfänger“ im Archiv? In der Praxis sehen wir allzu oft eine Diskrepanz zwischen dem, was verlangt wird, und dem, was wirklich hilfreich ist.

Dokumentation als strategisches Werkzeug

Die eigentliche Herausforderung besteht darin, Dokumentation so zu gestalten, dass sie nicht nur als lästige Pflicht gesehen wird, sondern eine tatsächliche strategische Funktion erfüllt. Sie sollte nicht Prozesse ausbremsen, sondern sie vorantreiben. Sie muss Wissen bewahren und vor allem zugänglich machen – und zwar in einer Form, die für alle Beteiligten Sinn ergibt.

Dokumentation ist kein Mythos, aber sie muss klug und kontextbezogen genutzt werden. Der Schlüssel liegt darin, Dokumentation als Werkzeug zu begreifen, das uns hilft, Komplexität zu reduzieren und nicht zu schaffen. Wenn sie ihre Rolle als Unterstützerin von Prozessen einnimmt, anstatt als Last zu wirken, dann erst kann sie ihr volles Potenzial entfalten.

Letztlich stellt sich nicht die Frage, ob wir Dokumentation brauchen, sondern wie wir sie brauchen.

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