a number of owls are sitting on a wire

Verdammte Routine

Liest man Argumente für den Einsatz von Technologie wird seit Einführung der Industrialisierung und der damit verbundenen Automatisierung aufgeführt, Routineaufgaben zu beseitigen. Ich selbst bin bereits zitiert worden mit der (ebenfalls zitierten) Aussage:

Alles, was ich öfter als 3x machen muss, versuche ich zu automatisieren.

Ist Routine aber tatsächlich so „schädlich“? Ist es wirklich ein Problem, wenn täglich „das Murmeltier grüßt„?

Hängt es nicht davon ab, wie jeder individuell gestrickt ist, wie die Neuronen arbeiten? Gibt Routine nicht erst den Rahmen für den Tag vor, das morgentliche Aufstehen (müssen), der erste Kaffee usw.?

Dem Menschen Routinen abzunehmen, ist genauso, wie bei der Musik den Rhythmus oder Essen die Grundzutaten zu entfernen.

Was Peter Thiel sagt, gilt lediglich für eine bestimmte Gruppe Menschen, eine bestimmte Art der Anwendung. Tägliche Routinen in Pflegeberufen können nur begrenzt abgeschafft werden, so wie das tägliche Zähneputzen.

Verallgemeinern

Gerade in Ingenieursberufen tummeln sich Menschen, denen ständige Wiederholungen von Tätigkeiten entweder ein absoluter Graus oder sogar eine Wohltat sind. Man sollte sich aber davor hüten, als Nerd entscheiden zu wollen, welche Jobs automatisierbar sein müssen und welche nicht. Bestes Beispiel wieder einmal, Elon Musk, der Automatisierung (Roboter) als „universelles hohes Einkommen“ propagiert. An anderer Stelle werden laut seiner Meinung gleich alle Jobs abgeschafft.

Selbstzahlkassen z.B. waren gut gedacht, haben sich aber als Flop erwiesen. Fragen sollte man die, bei denen ein Leidensdruck besteht, ob sie automatisierte Hilfe brauchen, oder ob vielleicht einfach nur ein zweites Paar Hände ausreicht.

Wir bekommen ständig Nachrichten über Fachkräftemangel in die Timeline gespült, genauso wie Mitteilungen über die „faulen Bürgergeldbezieher“. Dass wir die Mindestqualifikation für jegliche Berufe durch (unnötige) Automatisierung ständig nach oben korrigieren, wird dabei jedoch nicht berücksichtigt. Muss es immer Hightech-Equipment sein, wo bis vor wenigen Jahren noch traditionelles Werkzeug zu gleichwertigen Ergebnissen geführt hat?!

Pause für’s Hirn

Vielleicht noch ein paar letzte Aspekte – Routineaufgaben als Pause für’s Hirn, Platz für kreative Langeweile.

Manchmal sind es stupide, sich wiederholende Tätigkeiten, die Raum für Entspannung geben, Langeweile schaffen und damit Inspiration für neue Ideen. Wenn wir alles automatisiert haben, wer ist dann noch kreativ?

Befürworter der Automatisierung von Prozessen haben i.d.R. entweder einen starken technischen Fokus im Sinne der Machbarkeit, oder aber ökonomische Ziele im Sinne von Aufwandsreduktion, Produktions- oder Qualitätssteigerung. Soziale Aspekte werden üblicherweise ignoriert. Dabei wären die Opportunitätskosten durchaus ein ökonomischer Aspekt, den zu analysieren es sich vermutlich lohnen1 würde.

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