a number of owls are sitting on a wire

Arbeitnehmer – nur Störfaktor & Fehlerquelle?

Es scheint, ich muss das Thema Arbeitnehmer(schaft) im Spannungsfeld mit Automatisierung1 mal ein bisschen tieferlegen, etwas genauer ins Detail schauen.

Wie in verschiedenen Blogbeiträgen klargeworden sein dürfte, stehe ich der Automatisierung als Ersatz für Arbeitskräfte eher kritisch gegenüber. Also habe ich mal den Automaten ChatGBT gefragt, welche Argumente für Automatisierung sprechen.

Argumente für Automatisierung

Ich versuche einmal, die von ChatGBT vorgebrachten Argumente für Automatisierung auf ein konkretes Beispiel anzuwenden: Automatisierung der Straßenreinigung durch Kauf einer Kommunalkehrmaschine.

Mit dieser Kommunalkehrmaschine sollen mal als Annahme 5-102 Straßenkehrer ersetzt werden.

Erhöhung der Effizienz und Produktivität; Kostenreduktion

Effizienz kann als das Verhältnis zwischen eingesetzten Ressourcen und erzielten Ergebnissen definiert werden.

Also schauen wir mal im Detail auf die Kosten, die eingesetzten Ressourcen:

Straßenkehrer3
Kehrmaschine4
Bruttogehalt5 – 274.740,00 € – 54.948,00 €
Sozialversicherung6 – 54.950,00 € – 10.990,00 €
weitere Kosten7 – 41.210,00 € – 8.242,00 €
direkte Gesamtpersonalkosten für Gemeinde p.a. – 370.900,00 € – 74.180,00 €
Anschaffung Kehrmaschine8 – 25.880,64 €
durchschnittliche Unterhaltskosten – 10.000,00 €
Rückfluss Lohnsteuer9 + 78.000,00 € + 15.600,00 €
Aufwand Straßenreinigung p.a.10 – 292.900,00 € – 94.460,64 €

Auf den ersten Blick ergibt sich eine jährliche Einsparung von knapp 70 Prozent, wenn man die direkten Kosten betrachtet.

direkte Gesamtpersonalkosten für Gemeinde p.a.
Straßenkehrer
Kehrmaschine
ALG I11 – 144.000,00 €
Wohngeld12 – 72.000,00 €
Gesamtkosten für Gemeinde 292.900,00 – 310.460,64 €

So gut sieht die Endabrechnung auf einmal nicht mehr aus.

Zugegeben, hier sind genug Spielräume für anderweitige Varianten, Nebeneffekte wie arbeitslosigkeitsbedingte Erkrankungen13, minimierte Kaufkraft, minimierte Freizeit- und Vereinsaktivitäten sind in der Aufstellung noch gar nicht berücksichtigt.

Von einer Kostenreduktion kann unter Betrachtung der Opportunitätskosten nur ausgegangen werden, wenn man – wie eine Gemeinde – nicht an den Folgekosten beteiligt wird. Damit würde sich m.E. auch eine Automatisierungssteuer gut begründen lassen!

Verbesserung der Qualität und Konsistenz

Bleiben wir beim Beispiel des Straßenkehrers.

Von einer Verbesserung der Qualität sollte man nicht per se ausgehen. Hier sind diverse Möglichkeiten denkbar. Eine schlecht eingestellte Maschine bringt keine bessere Qualität, als ein gründlicher Mitarbeiter, genau wie ein demotivierter Straßenfeger nicht an die Qualität einer Kehrmaschine herankommt, gute Einstellung und Wartung vorausgesetzt.

So einfach ist das Spiel also nicht. Der Aufwand, durch Automatisierung eine hohe Qualität und konstante Arbeitsleistung zu erreichen, ist nicht zu vernachlässigen und schon gar nicht gratis verfügbar.

Erhöhung der Sicherheit

Am Beispiel des Straßenkehrers lässt sich Sicherheit durch eine Maschine nur schwer erklären. Ein Besen hat bei weitem weniger Unfallrisiko als eine tonnenschwere Maschine.

Im Umkehrschluss ist aber auch der Wettereinfluss nicht zu vernachlässigen – sagen wir zumindest: unentschieden!

Flexibilität und Skalierbarkeit

Dass manuelle Tätigkeit unflexibel wäre, lässt sich kaum erklären, ebenso wenig wie die Skalierbarkeit – zumindest am genannten Beispiel.

Denkt man an Karosseriepressen wird Skalierbarkeit natürlich deutlicher. Manuell gedengelte Karosseriebleche dürften ein Vielfaches an Zeit erfordern, als mit Pressen geformte Bauteile. Andererseits, bis die Presse läuft, vergeht je nach Material und Technologie durchaus viel Zeit, in der ein Hammer bereits geschwungen werden kann.

In der Flexibilität wiederum wäre die Presse deutlich im Hintertreffen.

Bessere Nutzung von Ressourcen

Eine Bewertung der Ressourcen fällt mir bei dem o.g. Beispiel nicht wirklich leicht. Wie bewerte ich den Energieverbrauch, Schuhe gegen Reifenverschleiß, Abrieb in Antriebsaggregaten vs. Gelenkverschleiß beim Mitarbeiter?!

Auch vom ethischen Gedanken sind hier Vergleiche wahrscheinlich eher Fehl am Platze.

Daten- und Analysevorteile

Klarer Vorteil Maschine, vergleicht man die Kilometerstände, das Gewicht des eingesammelten Unrats etc. lassen sich definitiv Vorteile identifizieren.

Aber machen wir uns nichts vor, die Vorteile ergeben sich nur, wenn man seinen Mitarbeitern ihre „Laufleistung“ und „Reinigungsqualität“ nicht glaubt!

Fehlerquelle Arbeitnehmer

Zugegeben, manuelle Tätigkeiten bergen Potential für Fehler. Allerdings ist ebenso wenig sicher, dass die Automatisierung permanent gleichbleibende Qualität abliefert. Auch dauert das „Einschwingen“ der Qualitätskurve beim Automaten, vielleicht sogar länger als beim humanen Werker.

Betrachtet man Automatisierung durch künstliche Intelligenz kann ebenfalls nicht von einer nachvollziehbaren Qualität ausgegangen werden. Hier sind die Ergebnisse teilweise noch unvorhersehbarer als beim menschlichen Arbeitnehmer.

Direkte & indirekte Kundschaft

Ich hatte es bereits in anderen Beiträgen erwähnt, dass Roboter keine Konsumenten sind, weder direkt noch indirekt. Menschliche Arbeitnehmer hingegen sind Konsumenten, wenn auch vielleicht nicht unbedingt direkt, dann aber zumindest indirekt!

Zusammenfassung

Es ist doch erstaunlich, welches Bild sich ergibt, wenn man mal genauer über die Welt der Kosten für Automatisierung nachdenkt.

Leider fehlt bei der Argumentation der Industrie stets das Korrektiv. Kosten, die durch entstehende Schäden an Umwelt oder Gesellschaft entstehen, werden in die Bilanz nicht mit aufgenommen. So werden Automatisierungen nicht besteuert, Finanzdesaster der Gesellschaft aufs Auge gedrückt, genau wie Umweltschäden. Die Begründung ist dann immer – Systemrelevanz.

Die Gewinne, die durch Automatisierung erzielt werden, fließen nicht mehr in den Wirtschaftskreislauf ein, werden als Renditen oder Kursgewinne kumuliert, ohne irgendwo gesellschaftlich wirksam zu werden.

Es hat nichts mit Neid zu tun, wenn man milliardenschwere Vermögen gelinde gesagt, als pervers betrachtet und daraus resultierende Macht als massiv undemokratisch.

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