Es gibt Momente, in denen man sich fragt, ob die Chefetagen großer Konzerne überhaupt noch auf dem Planeten Erde leben – oder schon komplett in einer Gemengelage aus kurzfristiger Profitgier, Machtanbetung und blanker Angst vor politischen Sanktionen versunken sind. Der Umgang vieler US-Großkonzerne mit der Trump-Ära ist ein Paradebeispiel dafür, wie schnell hehre Werte und strahlende Ethikrichtlinien über Bord gehen, wenn ein Autokrat die Muskeln spielen lässt.
Telekom knickt vor Trump ein
Besonders bitter: Selbst in der europäischen Telekommunikationsbranche sieht man diese Haltung. Die Deutsche Telekom, die sich doch gerne als globaler Player mit europäischen Werten verkauft, hat sich vor den Interessen des Trump-Regimes klein gemacht. Plötzlich geht es nicht mehr um Datenschutz, um Rechte des einzelnen Bürgers, um die berühmte „regelbasierte Ordnung„. Stattdessen: Anpassen, kuschen, bloß nicht anecken. Als würde ein Unternehmen wie die Telekom ernsthaft davon profitieren, sich mit einem fragilen Autokraten gemein zu machen, der seine politischen Gegner niederbrüllt und Unternehmen am Gängelband führt.
Man muss es so deutlich sagen: Wer als Konzern in Zeiten wie diesen einknickt, verspielt jede Glaubwürdigkeit. Und das Einfachste für alle Verantwortlichen ist scheinbar, darauf zu hoffen, dass die Öffentlichkeit es irgendwann vergessen wird. Man hofft auf das kurze Gedächtnis der Konsumenten. Aber glaubt ihr ernsthaft, dass eure Kunden das nicht merken?
US-Konzerne werfen Ethik-Richtlinien über Bord
„Unsere Werte sind nicht verhandelbar„ – so steht es in jedem zweiten Nachhaltigkeitsbericht und in jeder glatten Imagebroschüre. Aber wehe, es wird ernst. Wehe, ein Präsident poltert und droht mit Zöllen, Strafen oder Ausschlüssen. Dann werden Prinzipien plötzlich zu „Optionen„. US-Tech-Giganten wie Facebook, Google oder Apple demonstrieren es: Mit viel Tamtam werden Ethik-Gremien gegründet, Richtlinien verabschiedet, Bekenntnisse zu Integrität auf Hochglanzpapier gedruckt. Doch wenn Trump verlangt, bestimmte Inhalte zu zensieren oder Daten leichter herauszugeben, gibt es keine Gegenwehr, sondern ein stilles Durchwinken.
All diese Versprechen zu Demokratie, zu Redefreiheit, zu „Don‘t be evil„ – sie verpuffen in einem Zug aus kaltem Kalkül und wirtschaftlicher Angst. Die Parole lautet: Lieber klein beigeben, als den Profit gefährden. Jeder weiß, dass das nicht nur moralisch armselig ist, sondern strategisch höchst dumm. Denn Trump ist endlich. Aber das Internet hat ein verdammt langes Gedächtnis.
Medienkonzerne verstummen – Comedians fliegen raus
Besonders widerlich ist das Verhalten der großen Medienkonzerne und Streamingplattformen. Künstler, die kritische Stimmen gegen Trump erhoben haben, Comedians, die den Finger in die Wunden der Gesellschaft legen – sie werden entfernt. Nicht, weil sie schlechter geworden sind oder weil niemand mehr ihren Humor sehen will. Sondern, weil sie unbequem wurden. Weil Konzerne auf einem Auge blind sind, wenn es darum geht, den politischen Machtapparat nicht zu verärgern. Kritische Unterhaltung verschwindet, freie Stimmen verstummen – und am Ende heißt es „Business as usual„.
Doch es ist NICHT „Business as usual„. Es ist Feigheit. Es ist die systematische Unterwerfung von Medien unter politische Machtinteressen. Und es ist eine Schande für jede Plattform, die öffentlich „Creative Freedom„ oder „Free Expression„ predigt, aber im Hinterzimmer die Handbremse zieht.
Die Kurzsichtigkeit der Konzernlenker
An dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Habt ihr in euren Vorstandsetagen nie zu Ende gedacht, was nach Trump passieren wird? Glaubt ihr ernsthaft, das Internet, die Presse und die Gesellschaft werden die Jahre des Duckmäusertums einfach ausblenden? Dass es keine Debatten geben wird über den Opportunismus, die Mitläuferhaltung, die schmierige Anbiederung an die Macht?
Eine Marke baut man über Jahre auf. Sie zu zerstören dauert manchmal nur eine Schlagzeile. Ihr setzt euer ganzes mühsam konstruiertes, teures Image aufs Spiel – für ein paar Jahre Ruhe vor dem politischen Druck. Das ist nicht nur moralisch feige, das ist auch ökonomisch höchst dumm. Die Nach-Trump-Ära wird kommen. Und dann steht ihr da, nackt, entlarvt, ohne den Schutz des Despoten, den ihr gestützt habt. Ich würde lieber ein Unternehmen vorübergehend schließen, als es dauerhaft mit toxischer Publicity zu belasten.
Warum nutzt ihr nicht eure Marktmacht?
Eine der absurdesten Fragen dieser ganzen Debatte ist doch: Warum setzen die Konzerne ihre gigantische Marktmacht nicht ein, um Trump und Konsorten Kontra zu geben? Wir reden hier nicht von kleinen Betrieben, die wirtschaftlich alles verlieren könnten, wenn sie gegen die Politik aufbegehren. Wir reden von globalen Giganten mit Milliardenumsätzen, von Unternehmen, die ganze Industrien dominieren. Firmen, deren Produkte und Dienste so unverzichtbar sind, dass selbst Präsidenten nicht ohne sie auskommen.
Wenn es der US-Senat nicht schafft, Rückgrat zu beweisen, wenn Politiker in Parteitreue und Machtspielchen ertrinken – warum dann nicht die Konzerne? Die mächtigen Plattformen, die weltweite Kommunikationsflüsse kontrollieren, die Banken, die Tech-Titanen, die Energieriesen. Diese Unternehmen haben Instrumente in der Hand, von denen Trump nur träumen kann. Sie könnten klare rote Linien ziehen. Sie könnten sagen: „Nein, diesen Unsinn spielen wir nicht mit.„ Und das nicht nur in Pressemitteilungen, sondern in knallharten Entscheidungen.
Die unterschätzte Macht der Konzerne
Trump mag glauben, er kann mit Strafzöllen drohen, mit Tweets diffamieren, mit Dekreten durchregieren. Aber was würde passieren, wenn Konzerne sich geschlossen weigern würden, seine Willkür mitzutragen? Wenn Apple sagt: „Wir geben keine Hintertüren frei.„ Wenn Google sagt: „Wir zensieren keine Suchergebnisse, nur weil eine Regierung das will.„ Wenn Medienkonzerne klarstellen: „Wir entfernen keine Künstler aus Angst, wir geben ihnen die Bühne, gerade weil sie unbequem sind.„
Das wären Zeichen von Stärke. Das wären Gesten, die Demokratie und Rechtsstaat schützen, die signalisieren: Die Wirtschaft ist nicht bloß ein Hampelmann in der Hand der Politik. Sondern sie ist eine Macht, die Werte sichern kann. Und ja, Konzerne sind mächtiger, als Trump glaubt. In Sachen Deutungshoheit, in Sachen Reichweite, in Sachen Finanzierung. Trump kann gegen „Big Tech„ wettern – aber er lebt von ihrer Bühne. Ohne Twitter, ohne Medienpräsenz, ohne Netzwerke, wäre er schlicht ein alter Mann mit schlechten Ideen.
Warum die Feigheit?
Und doch passiert das Gegenteil: Anstatt die Muskeln spielen zu lassen, flüchten sich Konzerne in Unterwürfigkeit. Warum? Es ist die Angst. Angst vor kurzfristigen Verlusten, vor Börsenschwankungen, vor dem nächsten regulatorischen Schlag. Es ist das alte Muster: kurzfristige Sicherheit vor langfristiger Glaubwürdigkeit. Doch das ist eine Milchmädchenrechnung. Denn wer glaubt, Trump nachzugeben sichere die Zukunft, versteht nicht, was nach Trump kommt: ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust, Kundenabwanderung, eine gnadenlose Öffentlichkeit.
Die vertane Chance
Konzerne hätten nicht nur eine wirtschaftliche Chance, sondern eine historische. Sie könnten beweisen, dass Werte nicht nur Worthülsen im Nachhaltigkeitsbericht sind. Sie könnten der Welt zeigen, dass Macht Verantwortung trägt. Sie könnten Trump die Stirn bieten – und damit klarstellen: „Kein Politiker, egal wie laut und gefährlich er auftritt, kann uns dazu zwingen, die Grundprinzipien eines freien Marktes aufzugeben.„
Stattdessen: Schweigen, Anpassen, Ducken. Ein verpasster Moment, der in die Geschichtsbücher eingehen wird. Denn wir alle werden uns erinnern – nicht nur an Trumps Eskapaden. Sondern auch an die Unternehmen, die alles hätten ändern können, aber lieber geschwiegen haben.
Fazit: Hoffen auf Vergessen ist ein Trugschluss
Kundinnen und Kunden vergessen nicht. Zumindest nicht, wenn es um Verrat an den eigenen Werten geht. Die Mauern des Internets sind voll mit Screenshots, Videos, Archivkopien. Einmal dokumentiert, immer verfügbar. Das Kalkül, man müsse nur „die Trump-Zeit überstehen„ und könne danach einfach weitermachen wie zuvor, ist lächerlich naiv. Die Leute sehen hin. Und sie urteilen. Scharf, hart, und oft erbarmungslos.
An die Konzerne lautet die Botschaft: Eure Doppelmoral wird nicht vergessen. Nicht in fünf Jahren, nicht in zehn. Es bleibt kleben. Und ihr werdet euch fragen müssen, was ihr lieber verloren hättet – ein paar Prozentpunkte Gewinn oder die Glaubwürdigkeit, die man nie wieder zurückkaufen kann.
