Vox popoli: „autonomes Fahren“

Wenn man sich seinen Mitmenschen dahingehend offenbart, dass man sich mit autonomem Fahren beschäftigt, kommen immer wieder die gleichen Fragen auf.

Werden wir das zu unseren Lebzeiten noch erleben?P.M.

Meine Antwort ist dann in der Regel: „Wenn wir keine politischen oder juristischen Einschränkungen bekommen, erwarte ich das autonome Fahren1 noch innerhalb von 10 Jahren.“

Eine typische Reaktion darauf ist dann oft:

So ein Schwachsinn, ich habe doch Spaß am Fahren!K.D.

Ambivalenz vom Feinsten, weil – in einer Runde mindestens eine Person argumentiert, „… ich würde es gerne nutzen, bei uns gibt es ja leider keine gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel.“

Bisher hat sich für mich ein relativ ausgewogenes Verhältnis an Meinungen herauskristallisiert – 50% pro, 50% contra autonomes Fahren. Das zeigt zumindest, dass die technischen Anstrengungen in dieser Richtung nicht gar zu weit von einem möglicherweise monetär erfolgreichen Ziel abweichen.

Ganz unkritisch sollte man aber nicht mit dem Thema umgehen.

Es gibt ja die typischen ethischen Totschlagargumente, wie vom „selektiven Töten“ im Unfallfall. Wer wird im Zweifelsfall vom autonomen Auto überfahren, wenn lediglich zwei Handlungsalternativen stehen.

Dieses „Dilemma“ halte ich persönlich für Unsinn, muss man doch mehrere Aspekte berücksichtigen:

  • Situationsanalyse: Auch wenn Rechner Situationen deutlich schneller erfassen und bewerten können, als der Mensch, heißt das noch lange nicht, dass wir präzise bestimmen können, wen wir vor uns haben. Bis die Bilderkennung im Fahrzeug Personen identifizieren kann, wird es vermutlich noch eine lange Zeit brauchen, zumal ein Online-Abgleich mit Datenbanken im Internet notwendig wäre. Zudem würde ein solcher Abgleich definitiv Persönlichkeitsrechte einschränken und den Datenschutz auf den Plan rufen. Bis dahin erkennt die Bilderkennung lediglich Objekte verschiedener Größe.
  • Fahrphysik2: Selbst wenn die Sensorik und die Rechner in Fahrzeugen ein Fahrmanöver schneller einleiten können, als ein menschlicher Fahrer, die Fahrphysik können sie doch nicht nicht überwinden. Bremsen, Lenken, Übersteuern, Untersteuern – all das verhält sich bis auf Feinheiten genauso wie beim manuellen Fahren. Somit ergibt sich letztlich, wenn das „System Fahrzeug“ nicht rechtzeitig reagieren kann, sind entweder die entwickelnden Ingenieure und Applikateure in der Pflicht oder die Fahrsituation war schlicht Schicksal.
  • Schicksal: Es wird immer Situationen geben, die weder im manuellen oder automatischen Fahrbetrieb beherrschbar sind. Sei es das spielende Kind das unvorhersehbar zwischen Autos auf die Straße springt oder der epileptische Anfall in einem SUV. Wir werden nie sämtliche Unfälle durch Automatisierung vermeiden können.

Spannend wird in meinen Augen die Frage, welche Geschäftsmodelle hinter den autonomen Fahrzeugen stecken werden. Bereits durch die E-Fahrzeuge werden Mietmodelle für Hersteller wie Kunden immer attraktiver, gerade was das „Hauptverschleißteil Batterie“ angeht.

Eines muss aber auch klar sein, die gewonnene „Freizeit“ wird es nicht zum Nulltarif geben. Die OEMs werden einen Benefit für sich generieren wollen, um die enormen Entwicklungs3– und Betriebskosten4 zu kompensieren. Zahlen werden wir vermutlich durch Konsum5, Werbung6 und die Bereitstellung von Daten7.

Es wird eine spannende Zeit, die noch viele technische8, versicherungstechnische9 und juristische10 Fragestellungen lösen muss. Neugierig bin ich auch auf die Allianzen gespannt, die zur Kostenreduktion sich bilden werden.

Bei einer Sache sollte man sich aber auch im Klaren sein, Technologie sollte nicht überbewertet werden, auch wenn immer wieder Buzzwords wie KI und maschinelles Lernen oder der Ruf nach 5G im Raum stehen.

 

 

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